Samstag, 18. Februar 2012

DON - The German Gay Magazine 1972 (Heft 5 bis 8)


DON 5/72 erscheint im Mai 1972.

Herausgeber ist jetzt wieder die Pressag AG, Vaduz, Lichtenstein (Details bei DON 1/1971) und - neu / zusätzlich - HF-Druck, D-61 Darmstadt, Kleyerstrasse.

HF-Druck steht für die Druckerei Henry Ferling. Deren Inhaber Henry Ferling ist möglicherweise schon jetzt an dem Objekt beteiligt; er wird das Magazin mit der Ausgabe 1/1974 ganz übernehmen.

Gleich geblieben ist die Redaktionsleitung: Guy Gilbert = Günter Goebel und John Mytery möglicherweise Hans Möstl (?), Frankfurt/Main (Details bei DON 2/1972) ...

... als auch die Redaktionsanschrift: DON-Redaktion, c/o Bifipress AG, 6000 Frankfurt 70, Postfach 700 229.

Zusätzlich im Impressum: Redaktion Schweden Michael Holm (Details bei DON 4/1972), wobei von Holm bzw. Revolt künftig höchst selten mal ein Beitrag erscheint. Dem Herausgeber Günter Goebel lag wohl eher daran, den Eindruck von "Internationalität" vorzugaukeln.


Mit "Demnächst vereinigt mit REVOLT" (Originalschriftzug) bekommt die DON-Unterzeile "International" erst einen rechten Sinn. Allerdings handelt es sich um eine Luftblase, denn die "Vereinigung" hat nie stattgefunden.


Bei dem rechten Bild handelt es sich um einen zu jener Zeit recht bekannten Kölner Callboy, der in den ersten Goebelschen - und damit ersten deutschen - Homoporno-Produktionen (Super 8) eine spritzige Rolle spielte.


Hier erscheinen die ersten, sozusagen aktuellen Nachrichten, was bisher in DON kaum Thema war. Sie dürften von Johannes Werres stammen (der damals Aktualitäten in heterosexuellen und schwulen Medien sammelte, die Homosexuelle betrafen bzw. interessierten: GNG = Gay News Germany und Boy Love News), obwohl nur ein einziger Absatz mit dem Kürzel JW gekennzeichnet ist.




DON 6/72 erscheint im Juni 1972.

Herausgeber ist jetzt mal ausnahmsweise die Bifipress AG, 6000 Frankfurt 70, Postfach 700 229, die bisher nur Redaktionsadresse war. Alles weitere wie DON 5/1972.

Die "Redaktion Schweden" und das "Vereinigungs-Signet mit REVOLT" sind wieder verschwunden. Das Magazin bleibt dennoch DON "International"...


... zumal jetzt ein Schweizer namens 'Udo' als Autor auftaucht (Salü, liebe DON-Leser). 

Das rechte Foto stammt von Sven Swede (Pseudonym), über den - ausser ein paar 'Vintage' Photos leider gar nichts im Internet zu finden ist. Swede veröffentlichte seine scharfen Schwarzweissfotos (phototechnisch perfekt) mit höchst attraktiven schwedischen Jünglingen, zuerst nur in REVOLT und anderen skandinavischen Magazinen und vermarktete Fotoabzüge auf dem Versandweg.


Abgesehen von Leserbriefen erhielt die DON-Redaktion bis weit in die 80er Jahre regelmässig Zuschriften sehr persönlichen, bedrückenden, dramatischen und verzweifelten Inhalts. Die meisten Briefe kamen aus Kleinstädten und der Provinz von jungen, verängstigten Homosexuellen, die mit ihrer Situation, ihrer Umwelt und deshalb mit dem Leben nicht zurechtkamen.

Die Nazis, beide 'christlichen' Kirchen, aber auch die Nachkriegsmedien sowie samt und sonders alle bundesdeutschen Nachkriegspolitiker, hatten in den Jahren von 1933 bis 1969 in Sachen Unterdrückung, Verfolgung und Hass-Säen "ganze Arbeit" geleistet. Nur verhältnismässig wenige Großstadtschwule hatten sich im Jahr 1972 - Dank der wiedererstandenen Szene - von solch innerer Zerrissenheit freigestrampelt. Unter der Mehrheit der Homosexuellen herrschte nach wie vor ein Klima von Angst, Bewusstseinsspaltung und Unterdrückung. Angst vor Eltern, Familie, Schule, Lehrherren, Arbeitgebern, Kirche (und dem lieben Gott), Bundeswehr... mithin der gesamten Gesellschaft. Ein gewaltiges Problem, das das Homo-Magazin DON bislang weder aufgegriffen, noch als Kernthema einer schwulen Publikation begriffen hatte.

Die Seite "Leser schütten ihr Herz aus" ist - zugegeben - ein erster Versuch, wobei sich mir eher der Eindruck aufdrängt, dass man froh war, den Textteil des Heftes endlich mit etwas Homospezifischem auffüllen zu können. Verborgen bleibt, wer und was das für ein "Fachmann" war, der sich hier des Lesers angenommen hat.


Erstmals enthält DON (à la Playboy) vier farbige Innenseiten, mit Ganzakt über die beiden Seiten der Heftmitte.


Ausgerechnet ein Ausländer - hier der Schwede Michael Holm von Revolt - ist derjenige, der das Homo-Magazin DON mit einem aktuellen, engagiert schwulenpolitischen Beitrag bereichert.


Zu den speziellen Hobbies des bisexuellen Herausgebers Guy Gilbert = Günter Goebel zählte das Saunen (die schwule Szene - Treffpunkte, Bars und Kneipen - mied er eher). Deshalb stellt er in DON regelmässig schwule Saunen vor. Übrigens existiert in Frankfurt/Main noch heute eine Sudfass-Sauna - seit 1981 - das ist allerdings ein heterosexueller Puff.


DON 7/72 erscheint im Juli 1972. Herausgeber: Bifipress AG, 6000 Frankfurt 70, Postfach 700 229 und HF-Druck, D-61 Darmstadt, Kleyerstrasse, der für die Druckerei Henry Ferling steht. Deren Inhaber Henry Ferling ist möglicherweise schon jetzt an dem Objekt beteiligt; er wird es mit Ausgabe 1/1974 ganz übernehmen. Redaktionsleitung: Guy Gilbert = Günter Goebel und John Mytery möglicherweise Hans Möstl (?), Frankfurt/Main (Details bei DON 2/1972). Redaktionsanschrift: DON-Redaktion, c/o Bifipress AG, 6000 Frankfurt 70, Postfach 700 229.


Die meisten Amateuraufnahmen der Jahrgänge 72 bis 74 waren nicht nur fototechnisch minderwertig und selbst die Bildausschnitte (wie hier) unprofessionell, obendrein waren die abgebildeten Personen nicht selten (um es galant auszudrücken) unattraktiv und wirkten eher lusttötend.


Eigenständige Texte und Beiträge sind Mangelware in DON. Und so wurden die Seiten regelmässig mit Übernahmen oder Nachdrucken aufgefüllt, wo immer man sie finden konnte, wenn sie nur irgendeinen Bezug zur Homosexualität hatten (dieser hier aus einer ungenannten niederländischen Publikation) (Details bei DON 2/72). Zwar signalisiert die Überschrift ein schwules Thema (Homophile/r ist die damals in DON gebräuchliche Bezeichnung), tatsächlich jedoch beschäftigt sich der Beitrag mit Bisexuellen.


Zwar erschienen auch schon im ersten DON-Jahrgang Aufnahmen von TOM men's shop, aber mit den Fotos auf diesen beiden rechten Seiten beginnt eine über viele DON-Jahre anhaltende TOM-Bilderflut, ebenso wie eine permanente TOM-Höschen-PR. Der DON Herausgeber und Redaktionsleiter Guy Gilbert = Günter Goebel erhielt das Bildmaterial kostenlos von TOM = Thomas Wetzel. Anfangs handelte es sich um Bilder aus den kommerziellen TOM-Prospekten. (vgl. Hinweis bei DON 4/1972) Und da man es nicht so genau nahm bzw. nie einen Überblick hatte, wurden die gleichen Fotos wiederholt bzw. die gleichen Modelle in zahlreichen Variationen veröffentlicht.

Ich erwähne das (ebenso wie das Textmaterial betreffend), weil der DON-Käufer den für damalige Zeiten stolzen Preis von DM 6,- für ein nur 52-seitiges Heft im Format etwa DIN A4 bezahlte... das Vierfache, was man im Jahr 1972 für die Illustrierte STERN (1,50 DM) bezahlte.


DON 8/72 erscheint im August 1972.

Das ist jetzt der 4. Verlags-Wechsel im Jahr 1972 - Pressag AG, Vaduz, Lichtenstein - wobei der Alleininhaber dieser Firmen immer Günter Goebel ist. Alles weitere wie DON 5/1972.


Alle Fotos Tom men's shop; Details zu dem Thema siehe DON 7/1972.


In diesen Jahren machte sich keiner Gedanken darüber, welche Leser die Zeitschrift eigentlich erreichen, ansprechen oder gar zu gewinnen dachte. Will sagen: Das Homo-Magazin DON war komplett konzeptionslos. Was an Fotos und Texten gerade greifbar war, wurde in die nächste Ausgabe 'gepackt'. Typisch dafür ist diese höchst anspruchsvolle Buchbesprechung in einem eher akademisch-wissenschaftlichen Jargon (Martin Hoffmann, Die Welt der Homosexuellen, Beschreibung einer diskriminierten Minderheit) von Johannes Werres, die im krassem Gegensatz zu den banalen, anspruchlosen DON-Geschichten und ebenso banalen Aktfotos steht.


Das DON-Magazin entwickelt sich - hier sogar schon mit deutlichen Schwellungen - zum Erotik-Bilderheft. Bei einem Umfang von 52 Seiten beinhalten 40 Seiten Fotos = 77% des Inhalts, während ...


... Homo-Geschichtchen die restlichen Seiten dominieren.