Dienstag, 1. Juli 2014

Johannes Werres, DON-Akteur


Johannes Werres, rechts, * 12.9.1923 (in Köln?) bis1990 (Positano/Italien? siehe folgenden Bio-Auszug)

... mit Lebenspartner Heinz Liehr, 1921-1990 (? siehe folgenden Bio-Auszug), links, ursprünglich "Intimfreund" von Dr. Willhart S. Schlegel (1912-2011).

Werres und Liehr haben sich 1958 kennengelernt. Die Aufnahme oben ist von 1989, aufgenommen in Positano, wohin die beiden 1984 übersiedelten. Foto im Archiv von Schwules Museum, Berlin


Ergänzung: Die in obiger Biographie erwähnte Frankfurter Neue Presse wurde 1946 als konservativer Gegenpart zur links-liberalen Frankfurter Rundschau gegründet.

Weder sein richtiger Name, noch eines seiner zahllosen Pseudonyme, standen jemals im Impressum des homosexuellen Magazins DON. Johannes Werres, Pseudonyme Hans Daniel, Jack, Jack Argo, Norbert Weissenhagen, Julius Wiesenbach, Hans Heinz Bär, Gay Guy, Hans Daniels, Bode Reinholt, das Kürzel JW ... und ... Urs Kent? Georg Gay? Klaus Ohnehage? Alexander? Jochen Freimuth? F. Isenberger? Richard Lang?

Und dennoch hat dieser radikal anti-linke Homosexuelle - der sich in DON-Vorworten als Meinungs- und Wortführer der Redaktion ausgab und u.a. als "wissenschaftlicher Mitarbeiter" von Dr. Willhart S. Schlegel sehr spezielle homo"wissenschaftliche" Erkenntnisse verbreitete - von den Herausgebern Günter Goebel und Henry Ferling total unbeeinflusst und ohne einen einzigen Widerpart im Blatt - über 3 Jahrgänge hinweg, dem Magazin DON mit konsequent einseitiger, konservativ-bourgeoiser, römisch-katholisch geprägter Meinungsmache seinenn Stempel aufgedrückt. Das dadurch entstandene stockkonservative Image klebte DON auch noch in vielen Nach-Werres-Jahren an.


Nach meinem ersten Abschied von DON, als ich (Jens M. A. Reimer) Anfang 1980 die Redaktion an Gerd Talis (= Gerhard Friede) (Heidelberg, siehe auch gay journal) übergab, liess dieser erneut Johannes Werres seine krankhaften Aversionen gegen alles 'Linke' in DON verbreiten. Das ging so bis 1983, als Talis die Redaktion entzogen wurde.

Beide Namen - Johannes Werres und Heinz S. F. Liehr - stehen allerdings ab 12/1977 als Autoren im Impressum von unter uns (kurz darauf unter uns ADAM

Meine Suche nach Johannes Werres führte zunächst zu den Artikeln von Ernst Ostertag auf der Webseite "Es geht um Liebe", Schwule in der Schweiz und ihre Geschichte (siehe Verzeichnisse/Personenregister) - führte aber auch nicht weiter. Durch zufällige Eingabe des Namens Hans Heinz Bär stiess ich auf einer Google "Books-Ergebnisseite" auf die obige Kurzbiographie. Sie bestätigt meinen Verdacht, dass Johannes Werres seine schwulen und schwulenpolitischen Beiträge mit immer neuen Autoren-Namen garnierte, und seinem markanten Schreibstil zufolge - gepaart mit mehr oder minder heftigen Ausfällen gegen 'Linke' - nicht nur die hier oben aufgeführten.

Werres selbst bezeichnete sich als (homosexueller) 'Aktivist der ersten Stunde'. Er war Journalist und Übersetzer, gebildet, schreibbegabt und verbreitete in mehreren Schwulenpublikationen sein extrem einseitig wertkonservatives Weltbild und Gedankengut. In dem 'Redaktionsleiter', Günter Goebel, fand er einen politisch und schwulen-politisch total desinteressierten Textabnehmer, wie überhaupt Goebel textliche Inhalte der von ihm herausgegebenen Publikationen grundsätzlich nicht interessierten (Hauptsache war, dass die Seiten gefüllt wurden).

Werres schrieb u.a. für die Päderastenzeitschrift Pikbube des Helmut W. Bendt, die erstmals 1970 erschien und nach mehreren Indizierungsanträgen 1974 eingestellt wurde.

Warum auch (ab Heft 1/1973) der Darmstädter Druckereibesitzer und Verleger Henry Ferling, Familienvater und sehr engagiertes liberales FDP-Mitglied, Werres-Texte bis ins Jahr 1974 (meinem beginnenden DON-Engagement) unbesehen druckte, habe ich nie verstanden.


Ergänzend zu der obigen Biographie: Etwa ab 1958 lebte "das Kleeblatt" Werres, Schlegel und Liehr zusammen in Hamburg. Ab 1963 (?) in der grossen Villa mit Garten des Konstitutionsbiologen und Neurologen Dr. Willhart S. Schlegel im 'vornehmen' Kronberg, Luftkurort im Hochtaunus bei Ffm. (Abb.)

1984 - nach 26jährigem Gemeinschaftsleben - wurden Werres und sein Lebenspartner Heinz Liehr (Pseudonym Rico), der erotisch schwülstige Homogeschichten auch für DON schrieb, aus der Kronberger Villa herausgeworfen (Schlegel hatte sich einen jüngeren Liebhaber zugelegt). Beide siedelten nach Positano/Italien um.


Das 25-seitige Original seines selbst getippten Lebenslaufes kann man - in seinem Nachlass - in Schwules Museum Berlin lesen.

Der Leser wird sich fragen, warum ich Johannes Werres schwul-journalistisches Wirken in diesem Blog immer wieder despektierlich kommentiere. Nicht etwa weil er ein Meinungsmacher und -manipulator von einzigartig konservativer Einäugigkeit war, unfähig und unwillig sich mit anderen Meinungen und Weltanschauungen auch nur ansatzweise ernsthaft auseinanderzusetzen, sondern weil er - so wie er sich auch in zahllosen DON-Beiträgen artikulierte - alle seine vermeintlich "linken Gegner" diffamierte und zu Deppen stempelte. Beispiele dafür bietet dieses Blog in grosser Zahl.

Alle Blog-Einträge werden - soweit Neues entdeckt wird - ergänzt bzw. korrigiert.


Johannes Werres als Soldat, Foto: Schwules Museum Berlin.



Dieses Foto (Quelle: http://schwulengeschichte.ch/services/bildergalerie/teil-4/) mit der Bildunterschrift: "KREIS-Herbstfest vom 1.10.1955: "Die Entscheidung" (Game of Fools), Theaterstück von James Fugaté / James Barr, 1922-1995. Darsteller v.l.n.r: André Méan; Kari Schwytter; Karl Meier = Rolf, 1897-1974; Röbi Rapp; Richard Frick; "Wolf"; Eduard Meyer = André und sitzend Johannes Werres = Jack Argo, 1923-1990.
Fotograf: Edmund Mos"

In der Aufzählung der Darsteller steht "Wolf" (dritter von rechts) für Heinz Liehr.

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