Mittwoch, 18. Juli 2012

DON - The German Gay Magazine 1975 (Heft 7 bis 8)


DON 7/75 erscheint im Juli 1975.
Untertitel "Das grosse deutsche Magazin für Männer und ihre Freunde"
Verleger ist Henry Ferling, Darmstadt. Entspricht HF-Druck, siehe DON 1/1973
Bild, Anzeigen, Leserbetreuung und Text wie DON 4/1975


DAS Leib- und Magenthema im DON dieser Jahre. Hier als Story von 'Medicus' (?)


" ... Alexander Ziegler ... wurde von einem deutschen CDU-Bundesabgeordneten verklagt. Der Grund: In seinem Buch 'Die Konsequenz' [zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht erschienen] ... spielt besagter Politiker eine tragende Rolle. Der Bundestagsabgeordnete drohte Ziegler, im Falle der Erwähnung seines Namens werde er den Schriftsteller 'fertig machen' ... Die Klage des Christdemokraten allerdings wurde abgewiesen ... stellte der Gerichtspräsident fest, dass der Name des Klägers gar nicht vorkam. Was Ziegler nicht enthüllen darf, droht jetzt 'Der Spiegel' publik zu machen. Laut Mitteilung an den Autor wird wird 'Der Spiegel' nach Erscheinen des Buches in einer Rezession besagten Anonymus mit vollem Namen nennen ..."

2012: Helmut Kohl Bar, Berlin, Emser Str. 122-123

"Helmut Kohl wird in dem neuen Buch Alexander Zieglers 'Konsequenz' ebenso als >Schwulenhasser< bezeichnet wie F. J. Strauss. Doch weist der CDU-Vorsitzende und Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz es weit von sich, für die Indizierung der Zeitschrift 'du & ich' seinerzeit verantwortlich gewesen zu sein, zumal er diese Zeitschrift - wie er sagt - gar nicht kennt. In einem Schreiben an Gay News Germany vom 1. April ... weist Kohl darauf hin, dass es durchaus möglich sei, dass >die zuständige Dienststelle der Landesregierung einen entsprechenden Antrag gestellt hat. Wenn dies so ist, hat sie sicherlich hinreichende Gründe zu diesem Verfahren gehabt. Wenn ich herrn Ziegler, den ich ebenfalls nicht kenne, unsympathisch bin, ist dies seine Sache. Tatsache ist, dass ich schon vor vielen Jahren die Aufhebung des § 175 auch öffentlich befürwortet habe, und ich habe keinen Grund, meine meinung zu revidieren. Wenn etwas anderes verbreitet wird<, schliesst der Brief, >so ist dies barer Unsinn.<

Das Autorenkürzel gn unter den 'News' bedeutet Gay News Germany und dieser GNG besteht nur aus der Person des Johannes Werres.

Auf Initiative der FDP-Fraktion kündigte die Bundesregierung unter Kanzler Helmut Kohl (CDU) 1990 an, den Paragraphen 175 zu streichen. 1994 war es endlich soweit.


Auf dem Titel von DON 1/1974 heisst es: "DON ab 1974 in neuer Gestalt". Tatsächlich wurde die Optik des Magazins ab jener Ausgabe - durch Variation von Schriften, Schriftgrössen und einfliessende kleine Grafiken bei den Überschriften - aber auch nur da - ein klein wenig lockerer und 'frischer'. Wer für diese Layout-Verbesserung zuständig war, ist mir nicht bekannt.


DON 8/75 erscheint im August 1975.
Untertitel "Das grosse deutsche Magazin für Männer und ihre Freunde"
Verleger ist Henry Ferling, Darmstadt. Entspricht HF-Druck, siehe DON 1/1973
Bild, Anzeigen, Leserbetreuung und Text wie DON 4/1975


Uwe Dederich (?) beschäftigt sich mit neuen norwegischen, vor allem jedoch US-amerikanischen Studien über Homosexuelle und inwieweit deren Eltern (möglicherweise) auf deren sexuelle Entwicklung Einfluss ausgeübt haben.


Michael Albert = Jens M. A. Reimer
Je öfter mich Günter Goebel oder Henry Ferling um neue Beiträge für das Magazin baten (wer von beiden mehr 'bohrte', erinnere ich nicht mehr), desto öfter bekam ich DON (und konkurrierende Homo-Magazine) in die Hand, für die ich persönlich seinerzeit kein Geld ausgegeben hätte. Und desto öfter wurde ich mit den einerseits trivial-banalen, andererseits fachlich strapazierenden Inhalten, mit der permanent präsenten Meinungsdominanz des konservativen Johannes Werres und der gesichtslosen, überwiegend amateurhaften Bebilderung konfrontiert.

Ich hatte in einem Verlag volontiert, Wirtschaftswerbung und Marketing studiert, in grossen Werbeagenturen gearbeitet, war zu diesem Zeitpunkt bereits vier Jahre lang selbständig und fragte mich immer öfter "Wer - umhimmelswillen - kauft DON - und warum?"

Die überwiegend sittsamen Aktbilder konnten kaum mehr Hauptkaufanreiz sein, denn mit dem Bundesgerichtshofurteil von 1969 über die weitgehende Freigabe pornografischer Inhalte und der endgültigen Freigabe der Pornografie im Jahr 1975 (die fortan nur noch jugendlichen Einschränkungen unterlag), gelangte man längst leicht an schwule Erotik. Anfangs aus Dänemark, Schweden und den USA, wo Fotografen wie Bob Mizer (1922 - 1992) (Athletic Model Guild) und andere - anfangs unter dem Deckmäntelchen der Bodybuilderszene - bereits in den 50er und 60er Jahren fototechnisch exzellente, als auch hocherotische (geile) Männerfotos produziert und vertrieben hatten.

Die meiner Meinung nach schier unbegreifliche Konzeptlosigkeit von DON - unter Guy Gilbert = Günter Goebel - war es, die mich in ein langjähriges Engagement für DON 'trieb' (in Heft 1/1976 erscheine ich erstmals mit einem Vorwort). In den Folgejahren wurde mir von engagierten Schwulen(gruppen) wiederholt der Vorwurf gemacht, dass ich mit diesem 'Hochglanzmagazin' bei den Homosexuellen kräftig 'absahnen' würde. Dabei erhielten Autoren, Fotografen und Layouter, solange ich bei DON mitgearbeitet habe, Peanuts-Honorare (im Gegensatz zu dem, was ich als selbständiger Werbeberater verdiente). Die Mär von den homosexuellen 'Hochglanzmagazinen', die Schwule 'ausbeuten', hat sich lange wacker gehalten.


ARD, WDR, 5. Mai 1975, über die Show von Rainer Werner Fassbinder mit Brigitte Mira schreibt Johannes Werres: "Sie ist eine gottvolle Quasselstrippe, die Brigitte Mira, sie hat auch (nach wie vor) Gold in der Kehle. Wie sie die hohen Lagen schafft, ihre Töne ansetzt - das trifft, bei aller Popigkeit ihrer Schau, ins Herz (des Gefühls). Nostalgie, jawohl, Gefühl ist wieder >in<, und Rainer Werner Fassbinder schwimmt auf einer ganz hohen Welle davon ..."

Es ist der bislang einzige von zahllosen Werres-Beiträgen in DON, der ohne jede Linke-Schmähungen auskommt.


Geschäft mit der Homosexualität 
"Mit dieser Überschrift veröffentlichte der >Spiegel< ...eine recht interessante, bebilderte Notiz, über die sich vielleicht doch einmal die deutsche Konsumgüterindustrie, aber auch die grossen Werbeagenturen, ein wenig Gedanken machen sollten. Wir erlauben uns ... zu zitieren: "...auf der Suche nach neuen Verbrauchern hat das rezessionsgeplagte Amerika die Homosexuellen entdeckt. Leser-Analysen der beiden Schwulenblätter 'After Dark' und 'The Advocate' ergaben, dass ihr Stammpublikum über ein überdurchschnittliches Jahreseinkommen verfügt ... was ... in der Meldung steckt, sollte doch einige Leute aufhorchen lassen, denn bei uns ist die Situation keinen Deut anders als in den Staaten. Bisher waren sich die deutschen Werbeagenturen zu fein, Kontakte mit unserer Presse aufzunehmen. Sie sollten bedenken, dass die Zeitschriften 'unserer' Richtung ihnen für die Werbung offenstehen, und sich einmal ausrechnen, welche Punkt-Zielwerbung bei uns an zigtausende aufmerksamer Leser geht, die sich für Werbeinformationen dankbar zeigen, umsomehr die Zeitschriften dafür entweder bei gleichem Umfang billiger - oder entsprechend umfangreicher werden. Auf jeden Fall: Zum Nachdenken empfohlen!"

Diese 'News' wurde mit Sicherheit von Verleger Henry Ferling verfasst. Sie hat auch in den folgenden zwei bis drei Jahrzehnten niemand "aufhorchen" lassen, wofür es - neben der Fülle von überwiegend 'bescheidenen' Nackedeibildern in DON - auch eine Vielzahl anderer Gründe gab, die hier auszuführen zu weit führen würde.

Anwalt fordert Entschädigung für bestrafte Homosexuelle
"Alle Personen, die wegen des ehemaligen § 175 StGB alt. Fass. bestraft oder sonstwie in ihrer Ehre verletzt worden sind, sollten Entschädigung vonseiten des Staates erhalten. Dieser Ansicht ist der Unnaer Rechtsanwalt Wolfgang Schelte..."

37 Jahre später: 20. Januar 2012 - Die Berliner Linken wollen Homosexuelle entschädigen, die unter dem Paragraphen 175 in der BRD und der DDR verurteilt worden sind. Klaus Lederer, offen schwuler Vorsitzender der Linken-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, hat einen Antrag seiner Fraktion angekündigt, dessen Umsetzung eine Bundesratsinitiative zu diesem Thema zur Folge hätte ...


Ich werde das verdammte Gefühl nicht los, dass dieser Test aus einer heterosexuellen Zeitschrift à la 'Jasmin' (Die Zeitschrift für das Leben zu zweit) (Jasmin erschien erstmals 1968) ab- und auf schwul umgeschrieben worden ist.