Donnerstag, 11. Juli 2013

DON - The German Gay Magazine 1979 (Heft 9)


"Ich trinke Jägermeister, weil 175 warme Brüder menschlich normaler sind als ein kalter Krieger": Der Rücktitel von DON 8/1979 zeigt die erste von zahlreichen Nachahmungen (obige Aufnahme m.E. Manfred Rudat ?) der seinerzeit viel beachteten Jägermeister-Kampagne "Ich trinke Jägermeister weil ... Jägermeister. Einer für alle".

Hier findet sich die schwule ADAM-Persiflage auf jene Kultkampagne: "Meiner für alle" - "Ich trinke Tommy's, weil..."

Da DON immer mehr aktuelle Sachthemen bringt, lasse ich Nackedeibildseiten jetzt weitgehend weg. 

DON 9/1979 erscheint im September 1979.


34 Jahre nach Kriegsende machen sie wieder von sich reden: In dem ZDF-Beitrag 'Schwarze Kluft und Knobelbecher' vom 3. Juli  erklärte ein Vertreter rechtsradikaler Gruppen "Asoziale und Homosexuelle kämen in ein Arbeitslager bzw. in ein Umerziehungslager".

" ... Solchen Leuten räumen die Medien wieder Platz ein. Das wird mit der notwendigen Aufklärung gerechtfertigt ... Aber komisch: Wieviel Platz haben die Medien, seit Bestehen dieser Republik, der Aufklärung über Homosexualität oder gar der damaligen Vernichtung von Homosexuellen eingeräumt? ..."

" ... jeder Homosexuelle müsste bei solcher Äusserung zusammenzucken. Aber allem Anschein nach reagiert unsereins nur mit einem Achselzucken. Vieles spricht dafür, dass auch wir das grösste Homosexuellen-Pogrom der Neuzeit total verdrängt haben. Einen Hinweis darauf gibt die Reaktion auf unsere Juni-Umfrage ... Nicht einmal 30 Zuschriften auf die DON-Umfrage über Schwulenlisten stehen ... im Monatsdurchschnitt 30 Meinungsbriefe über DONs Nacktmodelle gegenüber ... "


1979 setzte sich der homohetzende Franz-Josef Strauß in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit 135:102 Stimmen als Kanzlerkandidat der CDU/CSU gegen den von Helmut Kohl favorisierten niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht durch und trat damit bei der Bundestagswahl 1980 als Herausforderer von Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) an.

" ... Und nun stellen Sie sich einmal .... vor: Irgendwann, sagen wir einmal morgen Abend, so gegen halbsechs, da klingelt es an Ihrer Türe ... Umringt von grimmigen, schwerbewaffneten Spezialisten der GSG9 tritt DER KANDIDAT auf Ihrem Abtreter auf der Stelle, einen Strauss Wicken in der Hand, einfach nett und sympathisch ... 'Ja, Grüss Gott, Herr Wonnemann ... Mei, kannt'i a bisserl nei'komma zu Eahna? ... Wissen S', mi daad halt interessieren, was jetzt nacha Sie von der Homosexuellen-Emanzipation halt'n daad'n ...' Sie werden gleich merken, dass es dem Kandidaten sichtlich schwerfällt, Ihren Freund nicht einen warmen Bruder ... zu titulieren ... "


"Mit den Schwulen-Listen [siehe Rosa Liste] ist das wie mit dem Ungeheuer von Loch-Ness: Unheimlich. Niemand hat sie je gesehen, niemand in der Hand gehabt und doch tauchen sie immer wieder auf ... Das kuriose ist nur, dass solche Meldungen und Vermutungen immer wieder auf den Seiten ganz 'normaler' Presseerzeugnisse auftauchen ... Am 18. Mai ging daher die [oben] links unten abgedruckte Anfrage an die Innenminister der 11 Bundesländer und an Präsident Dr. Herold vom Bundeskriminalamt ... "

Das Handbuch der Kriminalistik sah noch 1978 die Führung von Homosexuellenkarteien als notwendige Maßnahme zur Wahrnehmung der polizeilichen Sicherungsaufgaben an. Eintragungen im Strafregister wurden nach 1969 tatsächlich gelöscht. Die polizeilichen Datensammlungen wurden allerdings nicht oder nur teilweise vernichtet.

Der IGVP-Skandal: Für die Polizeibehörden Bayerns, Thüringens und Nordrhein-Westfalens waren Homosexuelle eine besondere Tätergruppe. Die Ermittler verwendeten ein Computerprogramm mit einem speziellen Register für Schwule und Lesben, ihre Treffpunkte wurden als potenzielle Tatorte klassifiziert.


Wolfgang, 25, von mir fotografiert, möchte durch diese Veröffentlichung im Raum Köln/Düsseldorf einen Freund finden ... (siehe oben, neben 'Neonazis und Nackte')


Über die Selbstunterdrückung der Schwulen
" ... Im Februar-DON haben wir einen Leserbrief von Wolfgang Müller, 21, Wolfsburg, abgedruckt, der sich selbst als radikale Emanze bezeichnet. Darin hatte Wolfgang der Redaktion angelastet, dass DON 'von der Verklemmtheit seiner Leser lebt' und - mit Zielrichtung auf diese 'verklemmten' Leser - diesen Spiessertum, Materialismus, Selbstverleugnung und totale Anpassung an die gesellschaftlichen Normen vorgeworfen. In unserer Anmerkung zu diesem Brief hiess es damals u.a. 'Der selbstbewusste Autor wird gebeten, sich einmal den Kopf darüber zu zerbrechen, wie er weniger selbstbewussten Homosexuellen Mut machen kann, anstelle ihnen derart ans Bein zu pinkeln'. Was bei diesem Kopfzerbrechen herausgekommen ist, präsentieren wir hier ..."


Anna Rheinsberg: "Liebe Leser! Ich schreibe hin und wieder für DON. Bis jetzt waren meine Beiträge Erzählungen. Vielleicht hat sich der eine oder andere von Ihnen gewundert, warum ausgerechnet eine Frau für ein homosexuelles Magazin schreibt ... Ich will Ihnen einmal erzählen, wie es dazu gekommen ist, dass ich mit homosexuellen Männern Kontakt bekam. Den Ausschlag gab ein Jugendfreund ... "


Homolulu, das erste internationale Homosexuellen-Treffen in Frankfurt am Main, 23. bis 29. Juli 1979, Sonderbericht unseres Mitarbeiters Andy Müller