Mittwoch, 29. Januar 2014

DON - The German Gay Magazine 1982 (Heft 12)


DON 12/1982 erscheint im Dezember 1982. Die Redaktion unter der Leitung von Gerd Talis (siehe auch gay journal) befindet sich in Heidelberg.


offenbar muss gespart werden. In DON erscheinen - anstelle von Farbfotos - plötzlich wieder sog. Duoton- oder Duplex-Bilder - Graustufenfotos, die zusammen mit einer Schmuckfarbe gedruckt werden - wie das Magazin sie etwa zehn Jahre zuvor oft druckte.


Der Juso-Bundeskongress "fordert die SPD-Bundestagsfraktion zur Mitarbeit auf, dass im Grundgesetzt (Artikel 3) neben den dort schon erwähnten Diskriminierungsverboten die 'sexuelle Neigung' mitaufgenommen, dass der § 175 StGB ersatzlos gestrichen und jede Art von Homoregistrierung bei Polizei und anderen Behörden abgeschafft wird."

Anmerkung: Am 1. 10. 1982 wird Bundeskanzler Helmut Schmidt durch ein konstruktives Misstrauensvortum gestürzt. Hans-Dietrich Genscher und seine FDP hatten - nur 2 Jahre nachdem die Bürger eine rot-gelbe Koalition (zusammen 53,5%) gewählt hatten - die Seite gewechselt und von der SPD zu CDU/CSU "rübergemacht". Helmut Kohl wird Bundeskanzler.

Gay Community News: "Nach 10 Jahren aktivster Arbeit sind jetzt die Redaktions- und Vertriebsräume der homosexuellen Wochenzeitung in Boston (USA) durch Brandstiftung zerstört worden ... "

Münchens Verein für sexuelle Gleichberechtigung (VSG) "betreut auch homosexuelle Strafgefangene im bayerischen Raum ... Diesem Strafgefangenen wurden vom VSG auch Homo-Zeitschriften zugeschickt - nur erhielt er sie nicht ... Der VSG bekam ... Bescheid, die Amberger Anstalt habe die Blätter zu den Effekten des Knastinsassen genommen ... Ambergs Knastleitung konterte, der Strafgefangene habe erklärt >dass er auf die Aushändigung der Zeitschriften keinen Wert lege< ... Dem VSG liegt inzwischen eine Erklärung des Strafgefangenen vor, nach der ihm ... mitgeteilt worden sei, die ihm zugesandten Zeitschriften seien >verboten< ... Wer sich ... erinnert weiss noch, dass vor zwei Jahren Karlheinz A. Barwasser seinen Kampf um Aushändigung schwuler Zeitschriften ... gegen die Justizbehörden des Landes NRW 'gewonnen' hatte ... "

John D. Stamford, "der Herausgeber des 'Spartacus International Gay Guides', läutete die Sturmglocken. >Piraten sind am Werk< ... sie machen Raubdrucke vom 'Spartacus' und verkaufen sie unter Preis. Als Sitz dieser Druck-Piraten hat Stamford den berüchtigten Londoner Stadtteil Soho ausfindig gemacht ... "

Für Interessenten: Die GANZE Geschichte (in 7 Teilen) vom SPARTACUS International Gay Guide, von seinem Gründer John D. Stamford und wie Bruno Gmünder das Schnäppchen seines Lebens machte:
1. Teil: Die GANZE Geschichte vom SPARTACUS, von seinem Gründer John D. Stamford und ...
2. Teil: Die GANZE Geschichte ...
3. Teil: Die GANZE Geschichte ...
4. Teil: Die GANZE Geschichte ...
5. Teil: Die GANZE Geschichte ...
6. Teil: Die GANZE Geschichte ...
Fazit: Bruno Gmünder, John D. Stamford und der Spartacus ...


"DON-Verleger Henry Ferling hatte Hans-Georg Behrs mit 'Ein Herz für Schwule' überschriebene Ironie-Geschichte bei der Lektüre des Magazins 'Titanic' so lustig gefunden, dass er spontan beschloss, sie - mit Genehmigung des Autors - in den September-DON zu übernehmen. Kleine Seitenhiebe, meinte er, würden die schwulen Leser schon vertragen können, soviel Selbstironie brächten sie auf. Dem war nicht so, wie wir durch Leserzuschriften belegen können. Viele hielten die Behr-Story für eine 'echte Verarschung'. Als DON-Autor trat Gelang auf den Plan: 'Das kann so nicht stehen bleiben", sagte er und schrieb seine köstliche Erwiderung 'Ein Herz für Normale' (vgl. DON 11). Jetzt hält DON-Autor Wenzel Böhmak den Heteros ihr Selbstverständnis vor: 'Erbarmen mit den Nullbumsern!' ruft er, wo er doch eigentlich hart, aber gerecht, mit ihrem stelzigen Männlichkeitsgehabe zu Gericht geht ... "

Sehr persönliche Anmerkung: Für den Otto Normalmensch bleibt, die läppisch niedrigen Verkaufsauflagen von Satirezeitschriften belegen das, knüppelharte Satire à la Titanic ein Buch mit sieben Siegeln. Schlimmer noch, bekommt er davon etwas zu sehen oder zu lesen, flippt er komplett aus. Insofern konnte ein in DON nachgedruckter Titanic-Artikel über Schwule nur zu Ausschlag und Erbrechen der DON-Leser führen. fröhlich


Unbedingt lesen: 'Staaten der Sehnsucht, Reisen durch Gay Amerika', Edmund White, S. Fischer, Frankfurt 1982. (White gilt als einer der wichtigsten homosexuellen Autoren des ausgehenden 20. und frühen 21. Jahrhunderts.)

Männer.Liebe. "Der Rowohlt-Verlag hat sich schon häufig um schwule Literatur verdient gemacht. Neuerdings bringt er dazu auch noch solide gemachte Lebenshilfe .. " 382 Seiten, von Matthias Frings und Elmar Kraushaar, ein 'Handbuch für Schwule und alle, die es werden wollen', ein Bestseller, der hier erstaunlich - wie nebenbei - nur kurz erwähnt wird.

Hamburg ahoi! "Über 300 Seiten 'stark' ist der jetzt im Verlag rosa Winkel, Berlin, erschienene 'schwule Lotse durch die Hansestadt' ... hat auch einen 'Sonderteil: Sylt' - trotzdem kostet ... zehn Mark. Und es macht Spass, in dem ... mit viel Liebe gemachten band zu lesen ... Geschichten und Geschichte Hamburgs ... "

Die Potenzklinik. "Für 25 Mark bekommt man vom Albino-Verlag, Berlin ... Bruce Elliot verfasste ... boshaft-komische Geschichte eines verheirateten Psychiaters, der keinen mehr hochbekommt und deshalb .... heimlich eine 'Potenzklinik' aufsucht ... seine sexuelle 'Erlösung' findet der Psychiater in den Armen eines kräftigen Hafenarbeiters ... "

Rechtsratgeber für Schwule: Recht Schwul. "Recht war bisher eher gegen als für Homosexuelle. Noch heute hält die Angst, als 'Schwule' bekannt zu werden, viele davon ab, sich zu wehren, wenn ihnen Unrecht widerfährt. Die Juristen der Gruppe 'SchwIPs', Richter und Jurastudenten, Rechts- und Staatsanwälte, rücken der Rechtsunsicherheit der Homosexuellen ... zu Leibe und zeigen ... wie man sein gutes Recht erhält ... " Verlag rosa Winkel, Berlin, DM 19,80.

Bestgehütetes Geheimnis: Sexueller Kindesmissbrauch. "Ein Buch, das sich vor unangenehmen Wahrheiten nicht scheut, ist Florence Rushs im sub rosa Frauenverlag, Berlin ... Den über 300 Seiten merkt man an: Es ist ein Buch der Frauenbewegung. Und die geht auch mit allen pädosexuellen Bestrebungen hart ins Gericht ... "


" ... war die 'Belletristik' in Halle 6 versammelt. Hierhin gehören auch die drei Homo-Verlage ... rosa Winkel, Foerster und Albino - alle interessanterweise in Berlin (West) ansässig. Egmont Fassbinder (oberes Foto rechts) ... Foerster-Verlag (Kurt-Joachim Foerster im mittleren Bild, rechts) (damals noch nicht so fett), welcher das Homo-Antiquariat Feucht (Rainer G. Feucht, Bildmitte) und den Pan-Verlag mit dem 'gay journal' zu Gast hatte. Sehr exquisit Stand und Verlag von Albino, wo die Neuerscheinung des Zarah-Leander-Buches ein besonderes Interesse fand ... "

Anmerkung: Der 1981 gegründete Bruno Gmünder Verlag („Wir sind homo, wir machen homo und wir wollen dem Homo zum Buch verhelfen.“) war nicht auf der Buchmesse vertreten.