Sonntag, 12. Januar 2014

DON - The German Gay Magazine 1982 (Heft 7)


DON 7/1982 erscheint im Juli 1982. Die Redaktion unter der Leitung von Gerd Talis (siehe auch gay journal) befindet sich in Heidelberg.

Kommentar des Blog-Schreibers:

Kein Mensch kannte damals einen Sänger Joachim Schönig (erste Ankündigungszeile auf dem Titel). Und der Mann ist bis heute unbekannt geblieben. Ich erwähne das, weil der Verleger Henry Ferling zu diesem Zeitpunkt (endlich) über den Redakteur und DON-Magazinmacher Gerd Talis nachzudenken beginnt. **

Ziel der Titelseite (Bild und Text) ist es, Interessenten aufmerksam und neugierig zu machen, das Heft anzupreisen und eine Kaufentscheidung herbeizuführen - kurz - die "Verkaufe".

Und was sehen wir auf dem DON-Titelbild?

Einen etwa 20jährigen, relativ gewöhnlich aussehenden jungen Mann mit nacktem Oberkörper, der über die Kamera hinweg in die Luft starrt (den Käufer nicht anblickt). Das Modell ist laienhaft ausgeleuchtet (frontal geblitzt?), die Farben des Fotos - und damit die Druckqualität - sind schlecht.

Die leicht ins Graugrün tendierende Hautfarbe des Modells und die (Schwule interessierende) männliche Nacktheit werden komplett von Titelzeilen überdeckt und "zerstückelt".

Die obersten drei Inhaltsangaben sind nichtssagend: ein Sänger, den keiner kennt - ein unbekannter Herzog, über den nichts ausgesagt wird - ein Brief aus Paris. Es folgt eine weitere Bla-Bla-Zeile.

Höchstens noch der Hinweis auf 120 Kontaktanzeigen kann Schwule interessieren.

** Die Verkaufsauflage von DON sinkt und sinkt.


Der FAZ-Artikel vom 10. Juni 1982 (unten) beginnt ... " ... Zu mehr Toleranz gegenüber den Homosexuellen hat das Organ des Zentralrates der Jugendorganisation FDJ, die in Ost-Berlin erscheinende >Junge Welt< aufgerufen. Das Blatt wendet sich gegen eine Diskriminierung von Homosexuellen, und es beklagt, dass Homosexualität in der DDR immer noch von vielen als unmoralisch und als krankhaft angesehen werde ... "

Mit dem Beitrag darüber nimmt DON den Beitrag in der DDR-Jugendzeitung nicht etwa den Faden auf und beschäftigt sich etwas ausführlicher mit der Situation der Schwulen in der DDR, sondern nimmt das zum Anlass, sich (zum hundertsten Mal) mit der nicht viel besseren Situation der Homosexuellen im 'Westen' - also in der BRD - zu beschäftigen.


Typische Fotos des Studio VISA 2000 (Niederlande),
beide knabenhaft, links peinlich, rechts erregend grosskalibrig.


US-Moral: "Homosexuelle haben es ... schwer, als Ausländer die US-Staatsangehörigkeit zu erhalten ... (der) Engländer Richard Longstaff (hatte) in seinem Einwanderungsersuchen die Frage, ob er einen 'guten moralischen Charakter' habe, mit 'ja' beantwortet ... (ein Richter) warf dem Engländer vor, er habe als Homosexueller den Einwanderungsantrag wissentlich gefälscht, weil er sich darin nicht als 'Psychopath' bekannt gab ... Der auch wegen seiner homosexuellen Neigungen weltweit bekannte Krupp-Erbe Arndt von Bohlen und Halbach durfte mit seinem auf 160 Millionen Mark geschätztem Vermögen anstandslos in die USA einwandern ... "

Homo-Kosumenten: "DER SPIEGEL vermittelt in seiner Ausgabe vom 10. Mai 1982 ... die neuesten Erkenntnisse eines New Yorker Managers: Dieser meint, da Homosexuelle weder Frau noch Kinder zu unterhalten hätte, könnten sie mehr Geld für sich ausgeben. Daraus resultiere auch, dass jetzt Amerikas Industrie die Homos als kaufkräftige Konsumenten entdeckt hätte ... "

Alexander Zieglers Film >Die Konsequenz< sollte am 21. Mai im Abendprogramm der ARD noch einmal ausgestrahlt werden. Daraus wurde nichts, da sich der Intendant des Bayerischen Rundfunks weiter verweigerte.

Poppers-Warnungen: "In den USA werden jetzt die Auswirkungen von Poppers wissenschaftlich untersucht. Ärzte haben auf die zunehmende Gesundheitsgefährdung hingewiesen ... längst haben Wissenschaftler herausgefunden, dass die genannten Nitrite bei Tieren Krebs verursachen ... Poppe5s ist auch unter den Markenbezeichnungen >Rush<, >Locker Room< und >Hardware< ... in Umlauf ... "


Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre kam das Airliner-Geschäft mit den Bumsbombern so richtig in Gang. Scharen überwiegend mittelalterlicher und älterer Männer flogen zum Kindersex-Vergnügen u.a. nach Bangkok. Der Traum, zum Schnäppchenpreis mehr oder weniger willige kleine Jungs und Mädels vögeln zu können, wurde wahr.

Diese schweizer Gohl-Reisen-Anzeige, mit dem vielversprechenden Werbe-Foto eines schätzungsweise 12- bis 13jährigen, also minderjährigen Thaiboys, bietet zwei Wochen Bangkok in einem diskreten Hotel "For gays and boyfriends only!", "Gelegenheit einige der hübschesten Thaiboys kennenzulernen" und "viel Toleranz und Diskretion in einer ungezwungenen und luxuriösen Urlaubsatmosphäre".

Zu erinnern ist in diesem Zusammenhang an den schwulen Vorreiter auf dem Gebiet des Knabensex-Tourismus, dem Engländer John D. Stamford und seinem Spartacus International Gay Guide:

Eine Zusammenfassung der haarsträubenden Stamford-Spartacus-Geschichte steht im  
7. Teil des Blogs brunoleaks. Für Neugierige folgen hier auch die Links zum
1. Teil
2. Teil
3. Teil
4. Teil
5. Teil
6. Teil


München von hinten kritisiert der Autor als lauen Aufguss des schwulen Bucherfolgs Berlin von hinten: "Es ist, als hätte man in Berlin seinen Traumboy gefunden und versuchte nun mit aller Gewalt, dieses Erfolgserlebnis in München zu wiederholen. Dass daraus leicht Krampf wird, zeigt das >Reise- und Lesebuch München von hinten< ... Trifft der Versuch, deutsche Grossstädte über ein und denselben Kamm, den schwulen nämlich, zu scheren, ins Leere, dann erst recht ... dieses Scheren auch noch unter der vorgegebenen Schablone eines einmal erfolgreichen Buchtitels ... "

Frühlings Erwachen: ">Zur sozialen und sexuellen Befreiung< verlegt die libertäre Assoziation e.V. in Hamburg eine hochinteressante Textreihe ... gleichen ... Namens. Heft 1 ... brachte Texte aus der >Weltbühne< ... mit Beiträgen zu >Homosexualität und Faschismus< und über Ernst Röhm (von Kurt Tucholsky) ... Heft 2 ... befasst sich ... hauptsächlich mit der >Situation der Homosexuellen in der Weimarer Republik und im deutschen Faschismus< ..." Heft 3 beschäftigt sich mit Pier Paolo Pasolini.

Ein Ziegenbock soll Hitlers Schniedl abgebissen haben: Dietrich Güstrow, Strafverteidiger im Dritten Reich, schildert in >Tödlicher Alltag< (Verlag Severin und Siedler, Berlin) u.a. den Fall seines Mandanten Eugen Wasner, einst Schulkamerad von Adolf Hitler im österreichischen Leonding bei Linz. "... Der etwas naive, redselige und dickköpfige Mann hatte an der Ostfront seinen Kameraden in der Kompanie ... gesagt: 'Ach der Adolf, der ist ja deppert schon von klein auf, wo ihm doch ein Ziegenbock den halben Zippedäus abgebissen hat ... Ich bin doch selbst dabei gewesen. Eine Wette hat er gemacht, der Adi, dass er einem Ziegenbock ins Maul pinkeln würde ... " Wasner endete 1943 wegen der Erzählung auf dem Schafott. Der Bub, der bei Durchführung der Wette dem Ziegenbock den Stock aus dem Maul gezogen hatte, war bereits 1938 auf mysteriöse Weise gestorben.


Beitrag von Wenzel Böhmak (= Pseudonym)