Sonntag, 19. Januar 2014

DON - The German Gay Magazine 1982 (Heft 9)


DON 9/1982 erscheint im September 1982. Die Redaktion unter der Leitung von Gerd Talis (= Gerhard Friede) (siehe auch gay journal) befindet sich in Heidelberg.


Gerd Talis (= Gerhard Friede) lädt hier noch einmal zum >Zehnjährigen< seiner schwulen Zeitung gay journal ein (siehe auch DON 8/1982) - wohl deshalb erscheint auf dieser Seite erstmals ein aktuelles Foto von ihm.

Wiederholt habe ich in diesem Blog den jounalistischen Qualitäten des Gerd Talis (= Gerhard Friede) Lob gezollt. Auch in "Eine grosse Familie" sind seine Gedanken, Argumentation und 'Schreibe' ausgezeichnet.

Nachdem ich durch die Arbeit an diesem Blog zahlreiche Talis-Vorworte direkt nacheinander gelesen habe, fällt mir auf, dass der schwule Journalist wie ein nervender Wanderprediger oft mit ein und demselben Thema unterwegs ist - in dem immer ähnlichen Jammertenor: Die nicht existente Gemeinschaft der Homosexuellen. Die uneinige, zersplitterte Homo-Bewegung. Es gibt in Deutschland auch 1982 keine grosse schwule Familie, keine 'gay society', klagt Talis.

Das ist richtig. Zeigt aber auch, wie wenig sich der Redakteur mit seinen DON-Lesern und deren Erwartungen identifiziert. Denn in ihrer überwältigenden Mehrheit interessieren die sich  (wie die Masse der Schwulen) weder für die Schwulenbewegung, noch für einen gemeinsamen 'Kampf' um Gleichberechtigung. Und wenn man ihnen das allzu penetrant vorsetzt (vorhält?), dann verabschieden sie sich  ...

... was sich an DONs stetig weiter sinkender Verkaufsauflage ablesen lässt. Ein Thema, über das bald noch zu berichten sein wird.


"Dieser Artikel erschien in der Juli-Ausgabe des Satiremagazins TITANIC. Wir fanden ihn so locker, listig und lästig, dass wir uns gleich an den Autor (österreichischer Journalist und Sachbuchautor, heterosexuell) Hans-Georg Behr (u.a. Verfasser des bei Econ erschienenen >Weltmacht Droge<) herangemacht haben. Behr gab uns freundlicherweise die Genehmigung zum Nachdruck.

Weil wir selbst von Verlag und Redaktion gewisse Lesehemmungen hatten, erlauben Sie uns, Ihnen zwei wichtige Erkenntnisse mit auf den Leseweg zu geben: Vergessen Sie bitte nicht schon nach der ersten Hälfte Ihre gute Kinderstube. Lesen Sie bis zum Ende! Da bietet Behr Möglichkeiten, sich wieder abzuregen. Und verfolgen Sie sehr aufmerksam, wieviele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Behr auf die schwule Schippe nimmt, ohne dass nur ein einziger Name fällt.

Ob Behr nun die schiere Ga´lle über Schwule kippt ... oder ob er dem schwulen Volk peinliche Wahrheiten vor den Latz knallt... darüber, so hoffen wir, wird in DON eine hitzige Leserdiskussion entbrennen.

DON-Redaktion"


"In ... der >Weltbühne<, erschien am 26. April 1932 ... ein Artikel von Kurt Tucholsky über Ernst Röhm, den Hauptmann der Reichswehr, den Staabschef der SA und Freund Adolf Hitlers. ... 'Durch die radikale Links-Presse', so kritisierte ... Tucholsky, 'gehen seit einiger Zeit Anschuldigungen, Witze, Hiebe auf den Hauptmann Röhm ... Doch wollen mir die Witze über Röhm nicht gut schmecken. Seine Veranlagung widerlegt den Mann gar nicht ... Wir bekämpfen den schändlichen Paragraphen Hundertfünfundsiebzig, wo wir nur können, also dürfen wir auch nicht in den Chor jener mit einstimmen, die einen Mann deshalb ächten wollen, weil er homosexuell ist ...' "


Was hat die HuK mit der Nato zu tun? Von Leserbriefschreiber Johannes Werres

"Der Koordinationskreis der erstmals 1980 in Berlin an die Öffentlichkeit getretenen 'Kirche von unten' mit seinen 43 Gruppen, von der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Hochschul- und Studentengemeinden über den 'Bensberger Kreis' katholischer Intellektueller und die 'Christen für den Sozialismus' bis zur Arbeitsgemeinschaft 'Homosexuelle und Kirche' möchte das traditionsreiche Treffen der katholischen Laien (den Katholikentag) am 4. September in Düsseldorf zu einem Tribunal über den NATO-Doppelbeschluss 'umfunktionieren', liest man in der WELT am 8. Juni 1982.

Da fragt man sich doch allen Ernstes: Was hat die Homosexualität mit der Nato zu tun? Wozu müssen die katholischen Homosexuellen sich hinter sachfremde Zielsetzungen stellen und vor den Karren linker (sozialistischer) Bestrebungen spannen lassen? Sind denn die Ziele der Homosexuellen innerhalb der katholischen Kirche so unwichtig geworden oder haben sie sich gar bereits erledigt, dass man jetzt schon zu anderen Themen übergeht?

Ganz abgesehen davon, dass beileibe nicht alle Katholiken oder Homosexuellen diesen hirnverbrannten Unsinn der sogenannten Friedensbewegung mitmachen wollen - weshalb und wozu werden hier wieder einmal mehr lohnenswerte Ziele mit sachfremden, völlig abseits liegenden Thematiken verquickt und verraten? Schuster bleib bei deinen Leisten! HuK, befasse dich intensiv und ausschliesslich mit dem Thema, für das zu kämpfen du angetreten bist, mit der Integration der Homosexuellen in die Kirche(n) und mit der ständigen Diskussion mit den Theologen beider Konfessionen. Ich habe über diese Tätigkeit bislang noch sehr wenig zu hören bekommen.
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Ich spreche im Namen der 'schweigenden Mehrheit' und verbitte mir mit den meisten Homosexuellen eine solche Verquickung und Identifizierung. Homosexuelle sind an sich friedliebend, auch wenn sie ihr Vaterland verteidigen. Johannes Werres"
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PS. Die Fragestellung ist durchaus berechtigt. Aber für Johannes Werres gibt es kein Thema auf dieser Welt, in dem er nicht die bösen, irren Linken (Sozialisten) unterzubringen versteht.


Die Photoshop-Korrekturen dieses Doppelseiten-Fotos will Google - trotz aller mir bekannter Tricks - um's Verrecken nicht annehmen.

Praktisches Studium: " ... Um die Theorie aus den Psychologiekursen durch lebende Beispiele zu untermauern, machte Professor Singer (kalifornische Staatsuniversität, Long Beach) mit seinen Studenten ausgedehnte Lehrausflüge in Kontaktbars, Homolokale und Partnertauschclubs. Dort hielten sich seine Studenten >bei der Selbsterfahrung tüchtig ran, denn für persönliche Erfahrungsberichte bekommen wir die besten Noten< ... "

Arsch versohlen. 40jähriger Staatsanwalt in Kleve wurde handgreiflich: " ... Jugendliche mussten die Hosen runterlassen, dann versohlte der Ankläger ihnen den nackten Hintern. Sechs solcher >Erziehungsfälle< gab der Strafverfolger ... freimütig zu ...wird nun auch untersucht, ob der >Erziehungs-Abart strafbare sexuelle Komponenten< zugrunde liegen."

Strichjungen: " ... der Staat züchtet sich seine >Unterwelt< zu einem Grossteil selber. Jugendheime, sogenannte Erzeihungsstätten, zu Bismarcks Zeiten eine soziale Errungenschaft, sind auch heute noch Plätze für den Nachwuchs in der mann-männlichen Prostitution ... "

Überflutung des Marktes mit jugendgefährdenden Darstellungen: "Jetzt erheben sich Forderungen, eine freiwillige Selbstkontrolle des grossen Videokassettenmarktes durch hersteller und Vertreiber einzurichten. Angesichts des zunehmenden Angebots von Pornographie, sadistischen Sexualdarstellungen und Brutalität dürfte dieser Markt nicht sich selbst überlassen sein ... "

Südamerikanische Homos: " ... Wenn man in rio sich die Jacke 'nur etwas schwul' über die Schultern hängt, kann man allerdings gleich - 'wegen Homo-Verdachts' - von der Polizeistreife angehalten, befragt und 'aufgeklärt' werden ... ansonsten ist man relativ frei, sogar in nichthomosexuellen Lokalen nimmt an einer Umarmung und entsprechenden Liebkosungen kein Mensch Anstoss ... In Argentinien dagegen herrscht die schärfste Homo-Verfolgung, die man sich denken kann. Und die gibt Anlass zu Erpressungen und Beraubungen von Seiten der Zivilpolizei (!) ... "

Rechts unten, grau unterlegt, das Gay-Weekend-Programm in Heidelberg anlässlich des 10jährigen Jubiläums der Schwulenzeitung Gay Journal von Gerd Talis (= Gerhard Friede).