Samstag, 4. August 2012

DON - The German Gay Magazine 1976 (Heft 1 bis 2)


DON 1/76 erscheint im Januar 1976.
Untertitel "Das grosse deutsche Magazin für Männer und ihre Freunde"
Verleger ist Henry Ferling, Darmstadt. Entspricht HF-Druck, siehe DON 1/1973
Redaktion, Bildredaktion, Leserbetreuung siehe DON 12/1975.


"Lieber DON-Leser! Ich weiss nicht, wie alt Sie sind. Aber das spielt keine Rolle. Ob Sie nun 26 oder 62 Jahre auf dem Buckel haben: Das sogenannte Altersproblem geht uns alle an. Ich weiss, es ist ein >heisses Eisen<. Aber ich meine es ist an der Zeit, es anzupacken. Die ganz Jungen unter uns, die beschäftigen sich damit natürlich nicht. Bis man in die Zwanziger kommt, ist das kein Thema. Verständlich! Und die die Dreissig übersprungen haben? Unter ihnen kursiert einer der fatalsten Sprüche, die mir jemals zu Ohren gekommen sind: >Wenn's soweit ist, nehme ich sowieso Schlaftabletten. Lieber hänge ich mich auf, als alt zu werden.< ... Und die Älteren unter uns? Der Grossteil von ihnen resigniert ... Ihr Jens"

Aus unserem schwulen Bekanntenkreis, der eher zufällig, aber ganz regelmässig in ein, zwei Münchener Kneipen zusammentraf, hatten sich damals tatsächlich zwei - kurz über dreissig Jahre alt - mit dieser Argumentation das Leben genommen, was mir seinerzeit "schwer an die Nieren ging".


Details zu dem (regelmässigen) Autor Thomas Wagner, einem katholischen Theologen, stehen bei DON 5/1974

"Anlass zu meinen Überlegungen ist die in letzter Zeit entfachte Diskussion über verschiedene Formen der Gehirnchirurgie, der auch ein Teil des DON-Vowortes von Nr. 10/1975 und des Artikels >Schwule unterm Messer< in 11/1975 zuzzurechnen ist..."


Keine Ahnung, wer hinter dem Pseudonym Ole Jensen steckt.

"Und es begab sich ... da sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn tot (1. Buch Mose). Der erste Brudermord in der geschichte der Menschheit geschah aus purem Neid: Gott hatte das Opfer, das ihm Abel brachte angenommen. Kains Opfergabe verschmähte er ... "


Im Laufe des Jahres 1976 nehmen die schwulen Geschichten wieder deutlich mehr Seiten ein. Den Höhepunkt bildet die Mai-Ausgabe mit 6 Geschichten.


Autor Ansgar Stein? Flotte Schreibe:

"Die chirurgischen Hexenküchen Casablancas haben Hochkonjunktur. Es wird in drei Schichten gearbeitet. Denn wer auf sich hält, lässt sich, so er als bedauernswerter Mann das Licht der Welt erblickte, nun flugs zur Frau machen. Mein Freund und Gönner Charlie, ehedem noch gewöhnlicher Prinzipal in einer Damenmiederfabrikation, ist heute Millionär. Immerhin kam Charlie als erster auf den glorreichen gedanken, Charterflüge für Weiblichkeitsfanatiker zu arrangieren. Wer ein paar blaue Riesen locker macht, liegt schon wenige Stunden später im reinweissen Flügelhemdchen auf dem Operationstisch. Und noch ein kleines Weilchen später ist aus Alfred Frieda, aus Hubert Berta und aus Wilhelm Wilhelmine geworden. Hoffentlich baut sich das weltweite mannbarkeitspotential auf diese Weise nicht bis zum flauen Nullpunkt ab. Schrecklicher Gedanke... Wie dem auch sei: Die spalten unserer Zeitungen und Klatschgazetten sind voll der Kunde, wie sich aus munteren Knäblein muntere Mägdlein machen lassen ..."


DON 2/76 erscheint im Februar 1976.
Untertitel "Das grosse deutsche Magazin für Männer und ihre Freunde"
Verleger ist Henry Ferling, Darmstadt. Entspricht HF-Druck, siehe DON 1/1973
Redaktion, Bildredaktion, Leserbetreuung siehe DON 12/1975.

Ab dieser Ausgabe, immerhin 2 Jahre lang, bis einschliesslich der Nummer 12/1977, erscheint im Impressum auch eine "Redaktionsvertretung": JOWI, 1 Berlin 33, Sassnitzer Strasse 9. Was JOWI zum DON-Inhalt beigetragen hat? Immerhin kommt mir das Namenskürzel bekannt vor, und ich hoffe später eine Ergänzung anzufügen.



Dr. Willhart Siegmar Schlegel-Freund Johannes Werres nimmt den "Konstitutionsbiologen" Schlegel in Schutz, der da behauptete, "eine homosexuelle Verhaltensbereitschaft komme überwiegend bei einem ganz bestimmten Konstitutionstyp vor, und dieser sei angeboren ... ein verhältnismässig grosser Beckenausgang ist dem Zwischenstufenangehörigen eigen, jenem Typ, mit dem die genannten homosexuelle Verhaltensbereitschaft einhergeht ... Die menschliche Gesellschaft ruht, nach Schlegel, u.a. auf zwei Säulen: auf der Familie und auf dem bisexuellen Männerbund ..."

Mehr über Johannes Werres

"Seltsame Angriffe" dürfte der letzte Werres-Beitrag in DON gewesen sein.


Seinerzeit typischer DON-Beitrag: mehr (oder weniger) abgeschrieben aus dem Boulevardblatt "Wiener Wochenblatt"


Aufruf: "Manchen beflügelt es - das Dichterroß Pegasus. Und er schickt uns seine Manuskripte. Die Skala reicht von kämpferisch bis banal, von Schulaufsatz bis Pornographie, von Geist bis Rechtsschreibsalat, von politischem Engagement bis zu schwulem Slang. Aus diesem Papierberg filtern wir manch neuen Mitarbeiter heraus, der dazu beiträgt, dass unser Textteil lesenswert ist. Aber nichts ist so gut, dass es nicht auch noch besser gemacht werden könnte. Und deshalb suchen wir weiter Autoren. Keine 'Kapazitäten', denn die können wir mit Sicherheit nicht bezahlen. Keine 'Künstler', denn wir wollen, dass uns alle DON-Leser klar verstehen, keine Sonntagsdichter ..."

Händeringend suche ich nach schreibfähigen schwulen Autoren, gleich welcher Ausrichtung, um DON weiter von Banalitäten, Abschreiberei, Herz-Schmerz-Homogeschichten und politischer Einäugigkeit zu entlasten.


Erstes Interview mit einem DON-Leser, der im Heim aufgewachsen, auch auf den Strich gegangen ist und sich hier als Bisexueller outet, der eine feste Freundin hat, aber auch gerne mit südländischen Typen Sex hat.