Dienstag, 3. Dezember 2013

DON - The German Gay Magazine 1982 (Heft 3)


DON 3/1982 erscheint im März 1982. Die Redaktion unter der Leitung von Gerd Talis (= Gerhard Friede) (siehe auch gay journal) befindet sich in Heidelberg.



"Liebe DON-Redaktion, Sie werden sich vielleicht wundern, dass ich als Frau schreibe. Ich habe einen Bruder, der schwul ist und sich des öfteren Ihr Magazin kauft ... Die Januar-Ausgabe finde ich sehr gelungen. Nur die beiden Beiträge von Wenzel Böhmak gefielen mir ganz und gar nicht. Das 'Janusgesicht' halte ich für völlig überflüssig. Dass W. B. auch zur Abtreibungsproblematik eine eigene Meinung hat ... gestehe ich ihm durchaus zu. Aber dann bitte nicht so unsachlich und undifferenziert, so polemisch: einerseits beklagen sich die Homosexuellen über Hetze und Diffamierung. Und dann machen sie es genauso wie die anderen ... "

Werte DON-Redaktion! Als langjähriger Leser möchte ich mir nun heute einige Kritiken ... erlauben  ... die Aufmachung, die Konzeption des Heftes! Sie erscheint mir zunehmend öde **. Ihr braucht endlich ein zeitgemässes Gesicht! ... "
(Lieber Briefschreiber, glaube uns, dass wir solche Kritik nicht etwa ungerne hören ... dies hier umsomehr, als wir daran einen Vorschlag knüpfen können **: Es gibt doch Dutzende oder Hunderte von Homos, die Grafiker, Layouter usw. sind. Wer uns realisierbare Ideen zukommen lässt, wie man in der gebotenen Wirtschaftlichkeit etwas Neues für das DON-Gesicht konzipieren kann, der ist uns hochwillkommen ... ")

** Gerd Talis (= Gerhard Friede) wurden - mit Übernahme der Redaktion ab dem Januarheft 1980 - auch die Aufgaben Layout und grafische Gestaltung übertragen. Abgesehen davon, dass er seine eigene schwule Zeitung, Gay Journal, auch nur laienhaft "zusammenzimmerte", hatte Talis weder von Zeitschriftengestaltung, noch von Layout oder Typographie die geringste Ahnung. Der lieblose Heft-Umbruch erfolgte, indem er die Satzfahnen nach Lust und Laune in uralte Layout-Vordrucke (von Anfang 1973) einklebte. In der Regel musste dieses "öde" Ergebnis dann noch in stundenlanger Korrekturarbeit von der Druckerei Ferling mühsam "zurechtgebogen" werden.



Ende Januar 1982 hatte der Generalvikar der Erzdiözses Köln, ein Prälat Feldhoff, der Katholischen Studentengemeinde Bonn (KSG) ein gemeinsam mit der Arbeitsgemeinsschaft Homosexuelle und Kirche (HuK) geplantes Seminar zum Thema 'Glaubhaft leben; Schwul sein - Christ sein?' verboten und mit Konsequenzen gedroht. Das Verhältnis der römisch-katholischen Kirche, aber auch fundamentalistischer Protestanten, zu Homosexuellen, war Anfang der 80er Jahre eher noch von mittelalterlichen Ansichten geprägt.

Das Seminar der Kölner HuK fand dann - ohne katholische Studenten - am 24. Januar statt, "in Räumen, in denen sich auch die Evangelische Studentengemeinde trifft", und zwar mit dem Eröffnungsvortrag 'Homosexuelle als Sündenböcke von Gesellschaft und Kirche' von der Ethnologin Dr. Gisela Bleibtreu-Ehrenberg.


Auf Veranlassung des Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU-Fraktion, Helmut Kohl, führte Fraktionsgeschäftsführer Philipp Jenninger im April 1981 über die ersatzlose Streichung des Schandparagraphen 175 StGB ein Gespräch mit einem Mitglied der Hamburger Junge Union, Christian Hoffmann, zugleich Mitglied der Gruppe RAUSS. " ... In diesem Gespräch stellte Herr Dr. Jenninger eine Anhörung der Fraktion zu dieser Frage in Aussicht, danach wolle man versuchen, sie interfraktionell zu lösen ... " Im Dezember 1981 stellte Jenninger dann in einem Brief an die schwule Presse klar, " ... dass sich die Fraktion bereits ausführlich mit dieser Frage beschäftigt habe und - weil es keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse gebe - eine Reform des § 175 ablehnen müsse ... "

Die ersten olympischen Spiele für Lesben und Schwule, die 'Gay Games', sollen vom 28. August bis 5. September 1982 in San Francisco stattfinden.

Am 1. Januar 1982, beim weltberühmten Neujahrskonzert der Wiener Philhamoniker, sprangen zwei nackte junge Männer von der 'Homosexuellen Initiative' (HOSI) auf das Konzertpodium und entrollten ein rosafarbenes Transparent mit der Aufschrift >Mehr Menschenrechte für Schwule<. Wenn das österreichische Fernsehen nicht zufällig in diesem Moment eine Ballettszene eingeblendet und dadurch die Direktübertragung kurz unterbrochen hätte, hätten 150 Millionen Menschen die Demonstration in den 22 angeschlossenen Fernsehländern miterlebt.

"Zu einem Koalitionswechsel wird es in der laufenden Legislaturperiode nicht kommen. So haben führende Liberale von der Presse hochgespielte Gerüchte ... kommentiert. Die Unionsparteien sollen ihren Wunsch, die FDP zu sich 'herüberzuziehen', mit der Feststellung unterstrichen, sie könnten sich mit den Freien Demokraten in dreissig Minuten auf ein gemeinsames Regierungsprogramm einigen ... "
Anmerkung zur Geschichte: Es waren keine Gerüchte. Alle FDP-Dementies waren falsch. Die Liberalen hatten sich längst mit der Union verständigt. Am 1. Oktober 1982 wurde Helmut Kohl (CDU) nach einem konstruktiven Misstrauensvotum gegen Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) - mit den Stimmen der FDP (seither genannt 'Umfallerpartei') - zum neuen Regierungschef gewählt.


Eine Erzählung von Karlheinz A. Barwasser
In obigem Wikipedia-Eintrag, wie auch anderen Webseiten-Erwähnungen, wird Barwassers schwule Orientierung und dass er einst für schwule Publikationen schrieb, auffällig vermieden. Siehe auch Der Spiegel 3/1981: Strafvollzug - Andersartige Art