Donnerstag, 28. März 2013

DON - The German Gay Magazine 1978 (Heft 7)


DON 7/78 erscheint im Juli 1978. Verleger ist Henry Ferling, Darmstadt, siehe DON 1/1973. Redaktion: Jens M. A. Reimer, R.v. Lindenau (= Henry Ferling), Tommy Brauner (= Jens M. A. Reimer), Bildredaktion: Guy Gilbert (= Günter Goebel) und Hans John (= Hans Möstl), Details bei DON 9/1976


" ... Einige Leser haben sich ganz mächtig über jene Anzeige aufgeregt, die Alexander Ziegler gegen Gerhard Löwenthal erstattet hat. Also für den Erstgenannten sind wir nun wirklich nicht zuständig ... Und mit dem Zweitgenannten haben wir uns sowohl im Mai, als auch in diesem Heft beschäftigt. Allerdings auf unsere Weise. Johannes Werres argwöhnte, weil es uns an anderem Stoff mangele. Richtig jedoch ist, dass uns erst Werres den Zündstoff geliefert hat: Ein obskures Telefoninterview, zu dem sich Gerhard Löwenthal seit drei Monaten und Reinhard Appel (Chefredakteur ZDF) seit drei Monaten nicht äussern (wollen, können, dürfen...). Auch die CSU >hat nicht die Absicht< sich zu einem erneuten Antihomo-Zitat ihres Parteivorsitzenden zu äussern. Selbst Johannes Werres, der Homosexuelle seit Jahren von der Liebe der CDU/CSU für unsereins zu überzeugen versucht, fühlt sich für die diskriminierenden Strauss- und Löwenthal-Zitate >nicht besonders kompetent<. Der Chefredakteur einer anderen grossen Homozeitschrift meinte zwar, jedes Wort über Werres wäre zuviel, denn damit würden wir ihm einen neuerlichen Publizitätsrummel bescheren. Mag sein. Wir meinen aber, dass die DON-Leser einmal erfahren sollten, wer Werres ist, der seit Jahren in Teilen der Homopresse eine unwidersprochene Meinungsmache betreibt ... " (siehe letztes Doppelseitenbild "Strauss, Löwenthal, Werres")


"Als homosexuellen Otto-Normal-Verbraucher (so widersinnig das auch klingen mag) haben mich einige der Sommermodelle im Mai-DON so sehr angemacht, dass selbst mein Zeichenstift vor Kreativität zu zittern begann ... " Créationen und Erläuterungen von DON-Autor Stefan Trossbach (Details zu Stefan Trossbach siehe DON 10/1977, der auch den folgenden Beitrag "Auf Männerfang in Gerolstein", über das Münchener Theaterfestival '78 verfasst hat)


"Arndt von Bohlen und Halbach bat ihn, sein Drehbuch, in dem ein junges Mädchen die Hauptrolle spielt, für einen 'hübschen Jüngling' umzuschreiben. Roger Peyrefitte wirft er vor, den Homosexuellen Europas einen Bärendienst erwiesen zu haben, indem dieser das Privatleben des Papstes in der Öffentlichkeit breittrat. Österreich klagt er an, in Bezug auf Homosexuelle eines der rückständigsten, repressivsten und inhumansten Länder der Welt zu sein. Die Schweiz nennt er ein 'Scheissland'. Und seinen Landsleuten wirft er vor, egoistisch, spiessig, obrigkeitshörig und sexualfeindlich zu sein ... Das neue Buch >Kein Recht auf Liebe<, erschienen 1978, dürfte das interessanteste, lesenswerteste und agressivste sein, das Ziegler bisher zu Papier gebracht hat ... Selbst wenn man mit einigen Anschauungen und Interpretationen des Autors nicht einverstanden ist, selbst wenn es Kritisches zu vermerken gibt: Dieses Buch ist zu empfehlen. Es ist der beste Ziegler den es je gab ... Interessant ist auch, wie weit der Buchautor Alexander Ziegler auf den Kurs einiger deutscher Schwulengruppen eingeschwenkt ist (Schwulengruppen, mit denen sich der Chefredakteur Ziegler nie auseinandergesetzt hat). Auf den Kurs von Provokation, Konfrontation und Schwarzmalerei. Unter totaler Negierung der positiven Entwicklungen hierzulande. Die Zusammenballung negativer, bedrückender Beispiele wirkt so dick aufgetragen, dass man sich quasi ins Mittelalter zurückversetzt sieht, als Homosexuelle noch für Pest und Rattenplagen verantwortlich gemacht wurden ... "


Als sich der Top-Versand (oben rechts) noch "das kleinste Versandhaus der Welt" nannte und ganz seriöse Badehosen anbot...


Die Februar-Ausgabe 1978 der DDR-Zeitschrift >Deine Gesundheit< veröffentlichte auf dem Titelbild Albrecht Dürers homosexuell korrigiertes Bild 'Adam und Eva'. " ... Herausgeber dieser Zeitschrift ist eine staatliche Institution, das 'Nationale Komitee für Gesundheitserziehung der Deutschen Demokratischen Republik' ... Anzumerken ist, dass die Zeitschrift ... allgemeinverständlich und für breite Leserschichten geschrieben ist, dass sie an jedem Zeitschriftenstand der DDR ausliegt ... und ... dass es dieses Blatt bestimmt nicht nötig hat, seine Verkaufsauflage durch Knalleffekt-Themen hochjubeln zu müssen ... Wir fragen uns jedenfalls: Eine Publikations unseres Bonner Gesundheitsministeriums, die nicht allein aufklärt, sondern unsere Gesellschaft geradezu auffordert, das Verhältnis gegenüber den Homosexuellen zu korrigieren, die dafür plädiert, mit dazu beizutragen, dass Homosexuelle feste Partnerschaften eingehen zu können ... muss das für uns in der Bundesrepublik eine unerreichbare Fata Morgana bleiben? ... "


"Eine Vorbemerkung: Die Politik von DON war und ist es, sich aus politischen Auseinandersetzungen herauszuhalten. Wir bemühen uns um Neutralität. Und so wird es zukünftig auch bleiben. Trotzdem gibt es hin und wieder Themen, bei denen auch wir die politischen Aspekte  nicht einfach ausklammern können. So im Herbst 1976, als wir die vier Parteien vor der Bundestagswahl befragten. So im vergangenen Herbst, als wir uns mit den (linken) Schwulengruppen auseinandersetzten. So auch heute, wenn wir auf die (rechten) Herren Strauss, Löwenthal und Werres zu sprechen kommen. Wir wollen ganz unmissverständlich darauf hinweisen, dass wir politische Standpunkte respektieren. In dem folgenden Beitrag geht es also nicht um die politische Anschauung, sondern um Personen und um die Form, in der sie ihre Anschauungen vertreten. Jens  Reimer ... " (siehe auch Vorwort dieser Ausgabe)