Dienstag, 25. Juni 2013

DON - The German Gay Magazine 1979 (Heft 7)


Dr. Klaus Thomas vollbringt Wunder ... heilt Homosexualität durch Handauflegen
Hans Surén, ein eingeölter FKK-Fan
Schwulen-Listen und der Homo-Stempel im Ausweis
Horst Schlötelburg, genannt Schlö
Erster Staatsanwalt Dr. Wimmer: Homos = gefährliche pädophile Triebtäter

DON 7/1979 erscheint im Juli 1979.
Das Titelmodell war Barkeeper in einer schwulen Kneipe Münchens.


 "Vor sieben Jahren ... veröffentlichte der Satiriker Felix Rexhausen in HIM ein frei erfundenes Gespräch zweier Abgeordneter: Ein HS in den Personalausweis! Die Rubrik 'unveränderliche Kennzeichen' sei, so Rexhausen, doch ein idealer Ausweisplatz für den Homo-Sexuellen-Stempel. Weniger amüsant lesen sich die mit schöner Regelmässigkeit durch die bundesdeutsche Presse geisternden Vermutungen  über die Existenz von Schwulen-Listen ... "

Den Textauszug - betreffend Schwulen-Datei in Inpol, Homo-Karteien in allen Landeskriminalämtern, Homosexuellen-Register - aus der Serie "Das Stahlnetz stülpt sich über uns ... über die westdeutschen Polizei- und Geheimdienst-Computer (II)" entnahmen wir dem SPIEGEL 19/1979, komplett nachzulesen im Internet.


Offener "Brief" an Alexander Ziegler in Sachen DON 5/1979 :

"Lieber Kollege Ziegler! 
     Sie haben uns in 'du & ich' ein so nettes Brieflein gewidmet - obwohl Sie doch mehrmals öffentlich verlautbaren liessen, dass DON für Sie nichts als Luft sei. Nunja, wir verstehen das menschliche Bedürfnis, schliesslich war Ihre Schreibblase randvoll.
     Aber mit dem Zielen, lieber Ziegler, da hapert's noch ein bissel! Denn was Sie da zusammengestrullt haben, ist doch nun weissgott nicht mehr als eine journalistische Pfütze. Wenn Sie schon keine Gegenargumente haben, hätten wir zumindest ein dialektisches Kunststück erwartet. Aber das ist wohl zuviel verlangt [...
     ....] Achgott, achgottchen, verleumdet wurden Sie schon wieder einmal? Warum kommen Sie denn dann nicht mit einer Klage? Sie haben ja nicht einmal die Traute - geschweige denn die Argumente - um eine Gegendarstellung in DON zu verlangen.
     Es bleibt also bei unseren Behauptungen, dass Sie private Gespräche missbrauchen, um Ihren Gesprächspartnern damit in den Hintern zu treten. Und es bleibt dabei, dass Sie Ihre privaten Telefonate von Dritten mithören lassen.
     Nicht zu vergessen Ihre rührselige Geschichte von den trauernden Hinterbliebenen. Wie sollen Sie bei soviel Leid auch mit der Quelle Ihres Coburger Pressezitates herausrücken?
     Wir bemühen diesmal einen Ihrer Lieblingssprüche: "Die Distanz zwischen uns und unserem Gegenüber bestimmt immer der andere!" Demzufolge können Sie zukünftig ungestört in Ihrer Schweizer Schokoladenwelt herumkrackseln.
                                                                             Alles Liebe: Ihre DON-Redaktion"


"Es war einmal ein Major, der zog aus, um das Edle des germanischen Körpers zu preisen und zu formen. Der Katalog seiner nackten Forderungen reichte vom Barfussgehen über Nacktwanderungen und Abschaffung der Badebekleidung bis hin zur totalen Nacktheit am Arbeitsplatz ... Ältere DON-Leser werden sich an den 'Nackten Hans' noch erinnern ..."

Hans Surén, 1885 - 1972, deutscher Offizier, Buchautor ** und Vorkämpfer des eingeölten Naturismus.

** "Der Mensch und die Sonne", erschienen 1924, erreichte bis Kriegsende 61 Auflagen mit 250.000 Exemplaren, wurde 1936 mit stark rassistischem Einschlag überarbeitet und mit zahlreichen Zitaten aus Hitlers "Mein Kampf" ergänzt.


Fotos Gambera, Sizilien


Der Schriftsteller Horst Schlötelburg, u.a. Buchautor von "Der HOMOsexuelle", "Gegendarstellung", "Der Mörder und die Heiligen" und "Briefe nach jenseits", schrieb seinerzeit hin und wieder für DON. Im Internet findet man über ihn (leider) nur noch Bruchstückhaftes:

Von der Würdelosigkeit des Schreibens
Horst Schlötelburg
Im Bekanntenkreis kurz Schlö genannt, 1931 geboren und 1982 gestorben, hat in diesem Essay seine Erfahrungen zusammengefaßt — er lebte tatsächlich (bescheiden) ausschließlich vom Schreiben —, seinem (immerwährenden) Ärger Luft gemacht. Honoriert wurde diese Brandrede vom Bayerischen Rundfunk, der sie Ende der siebziger (Anfang der achtziger?) Jahre — im großartig fulminant-wütenden Vortrag von Hans Korte — sendete. Renate Mayer-Zaky † hat sie in ihrer 1992 im Münchner Littera-Verlag erschienenen Dokumentation Vergewaltigung eines Genies veröffentlicht.
Näheres aus seinem Leben ist uns nicht bekannt. Bis auf die Tatsache, daß er ein zwar alles andere als pflegeleichter, aber nicht zuletzt deshalb wohl äußerst spannender Zeitgenosse war.

DIE ZEIT, 9.7.1971, Horst Schlötelburg, "Kopak-Pakote"


In diesem Beitrag berichten wir über die ebenso abstrusen wie verdummenden Thesen über Homosexualität, Homosexuelle und Homo-Heilung des Dr. med. Dr. phil. Klaus Thomas, Mediziner, Psychologe, Psychothrapeut, evangelischer Theologe und Leiter der Berliner Lebensmüdenbetreuung.

Immerhin findet sich in DER SPIEGEL 21/1964 eine sehr positive Besprechung seines Buches "Handbuch der Selbstmordverhütung"


Der Mannheimer Erste Staatsanwalt Dr. Wolf Wimmer argumentiert in der Fachzeitschrift "Kriminalistik" über die Unverzichtbarkeit von Homo-Karteien: "es geht nichts über ein mit griffelspitzerischer Sorgfalt geführtes Homosexuellen-Register. Denn aus diesen Kreisen, das ist nun einmal nicht zu leugnen, kommen die gefährlichen, pädophilen Triebtäter". Deshalb dürfe sich die Polizei vom "hochbrisanten Sektor" derartiger Sexualdaten nicht fernhalten.

Die in diesem Zusammenhang sachlich gestellten Nachfragen der DON-Redaktion, mit Schreiben vom 15. Mai 1979, hat Wimmer (verständlicherweise) nie beantwortet.

Nachtrag: In diesem Jahrtausend hat sich Wimmer einem neuen Spezialgebiet zugewandt, 2006 veröffentlichte er (zusammen mit einem Prof. Prokop) das Buch "Der moderne Okkultismus", Parapsychologie und Paramedizin, das bei amazon einmal als "Polemik pur" und einmal als "Polemik statt Wissenschaft" rezensiert wird.