Sonntag, 18. August 2013

DON - The German Gay Magazine 1980 (Hefte 6 + 7)


DON 6/1980 erscheint im Juni 1980. Die Redaktion unter der Leitung von Gerd Talis (siehe auch gay journal) befindet sich in Heidelberg.


DON-Autor Wenzel Böhmak nennt den vom rechten Mob ermordeten deutschen Reichsaussenminister Walther Rathenau (1867 bis 1922) - fast schon zärtlich - "Homoerotiker". Der zeitlebens unbeweibte, kinderlose Jude, Industrielle, Schriftsteller und liberale Politiker (DDP) hat tatsächlich - und daran erinnert Böhmak - zahlreiche deutliche Hinweise darauf hinterlassen, dass er sich nach "Jünglingen verzehrte". In dem umfangreichen Wikipedia-Eintrag, offensichtlich von heterosexuellen Autoren verfasst, existiert ein Privatleben Rathenaus nicht.


"Milieubezogene Straftaten steigen an", befürchtet die Münchner Kripo, die argwöhnt, dass "München immer mehr zum Treffpunkt der Homosexuellen in Europa" wird. Sechs ermordete Homosexuelle in etwas mehr als einem Jahr.

Unter der Überschrift "Aus dem Milieu kommt keine Hilfe" veröffentlich die 'tz' am 20.3.1980 eine Klage der Münchner Kripo: "... Denn die Homos zeigen sich, wenn es um die Mitarbeit für die Kripo geht, zugeknöpft bis oben hin. Sie sind aus falscher Scham nicht bereit, uns zu unterstützen, klagt Hauptkommissar Fichtner die fast völlig ausbleibende Mitarbeit aus dem Homosexuellen-Milieu. Dirnen, sagt er, sind da wesentlich kooperativer ..."

U.a. die DON-Redaktion und der Münchner VSG (Verein für sexuelle Gleichberechtigung) beschweren sich bei dem sowohl naiven, als auch Schwule verunglimpfenden Kriminalkommissar, der Homosexuelle mit Prostituierten vergleicht und klären den Mann erstmal auf, WARUM Schwule lieber/besser den Mund halten.

Anmerkung: 1980 ist es - auch in der Presse - noch üblich, Schwule einem (grundsätzlich negativ besetzten) Milieu zuzuordnen. Siehe auch kriminelles Milieu, Rotlichtmilieu, proletalisches Milieu. NICHT jedoch kapitalistisches Milieu, heterosexuelles Milieu, christliches Milieu ...


Andy Müller versucht alles, um ein Interview mit Gary Numan (nicht schwul) - britischer Musiker und Pionier des Elektropop - zu bekommen und schafft es dann tatsächlich noch.



DON 7/1980 erscheint im Juli 1980. Die Redaktion unter der Leitung von Gerd Talis (siehe auch gay journal) befindet sich in Heidelberg.


In einem wundervollen Beitrag erinnert Erich Lifka (Link zu DON 5/1980) an den schwulen jüdischen Journalisten, Dichter und Schriftsteller Eugen Luwig Gattermann (1886 bis 1933), der viele Jahre intimer Freund von Adolf Brand war (Herausgeber von 'Der Eigene'), befreundet mit Dr. Magnus Hirschfeld und dem UFA-Regisseur Wilhelm Dieterle, musste sich in seinen letzten Jahren vor dem braunen Mob verstecken. Im Internet findet man den Namen Gattermann nur bei ein paar Buchversendern und Antiquariaten (und falsche Biographie-Angaben).


Grösser ging's (Bild) wohl nicht: Lolli pop's, "der erste deutschsprachige Gay-Spielfilm mit  
Al Parker, auf 70 Min. Video-Cassette, (für ein Vermögen von) DM 220,-, von Herzog-Film, München"

Al Parker war ab Ende 70er und in den 80er Jahren einer DER schwulen US-amerikanischen Pornodarsteller, -regisseure und -produzenten.Und Lollipop's wohl eher ein saftig-schwuler Porno.

Höhe ca. 17cm aus Massiv Manila-Holz, liebevoll bis ins kleinste Detail handgearbeitet. Das "kleine Kunstwerk" aus der "Collection H" (Homo?) kostete schlappe DM 38,50.

Der Aschenbecher als Anmache: "Als das Gespräch auf den Aschenbecher kam, hörte es auf, belanglose Konversation zu sein."


(Schier unbegreiflicher) Abdruck aus dem "Lesebuch" von Joachim S. Hohmann (der Link führt zu DON 3/1977)

Hier werden von einem (gleichgeschlechtlich sexuell zu kurz gekommenen?) bisexuellen Pädagogen, Soziologen, Wissenschaftler und habilitierten Hochschullehrer (Joachim S. Hohmann) "die" Homosexuellen in vier angebliche Schwulen-Typen unterteilt und auf das Unerträglichste durch den Dreck gezogen.


Lutz Landwehr über die nicht existenten Bürgerrechte von Minderheiten (Schwule, Lesben, Schwarze, südamerikanische Farbige ...) in dem vielgepriesenen Land der Freiheit mit den 'unbegrenzten Möglichkeiten', für das Deutsche noch ein Visum benötigen (Dienstanweisung für die diplomatischen Auslandsvertretungen: "Wo Grund zu der Annahme besteht, dass der Visa-Bewerber homosexuell sein könnte, ist das Visum zu verweigern"). Präsident ist 1980 der Demokrat Jimmy Carter.