Donnerstag, 8. August 2013

DON - The German Gay Magazine 1980 (Hefte 4 + 5)


* Aktion '80: Wir fordern mehr als Schutz und Duldung
* Schwarzes Leder: Männlichkeitssymbol oder Tuntenkluft?
* Sportdress und Uniform: Kein Schutz vor Männerliebe

DON 4/1980 erscheint im April 1980. Die Redaktion unter der Leitung von Gerd Talis (siehe auch gay journal) befindet sich in Heidelberg.

Die Ausgabe enthält bereits wieder 24 ganzseitige Aktfotos, darunter auch banalste Laien-Aufnahmen, die ganzseitig 'aufgeblasen' werden, 4 Homo-Geschichten, 2 Bücher-Seiten, 6 Seiten Kontakte (tatsächlich sind es komprimiert nur 2,5 Kontakte-Seiten), immerhin noch 3 Seiten DON News und jetzt auch wieder eine Anzeige des Foerster Versand (siehe Kurt-Joachim Foerster)


Die vier grossen 'Publikumsblätter' der deutschen Homophilen-Presse (sogar 1980 noch verwenden selbstbewusste schwule Journalisten das antiquierte Wort 'homophil') haben sich zum ersten Mal zu einer grossen Aktion zusammengetan: DU & ICH, DON, gay journal und him/applaus.

Die Leser dieser vier Publikationen wollen - via Unterschriftenaktion - an die vier zum nächsten Bundestag kandidierenden Parteien 9 Forderungen stellen. Linke Seite = Forderungskatalog mit Unterschriften-Coupon u.a. mit der Hauptforderung, dass die Erkenntnisse der Sexualforschung (dreier Nachkriegsjahrzehnte) in Sachen Homosexualität erstens überhaupt einmal der breiten Öffentlichkeit vollumfänglich und verständlich bekannt gemacht werden und zweitens schnellstens Eingang finden in die Gesetzgebung.

U.a. auch "die Forderung nach Wiedergutmachung an jenen, die allein wegen ihrer gleichgeschlechtlichen Orientierung zu Verfolgten der Nazi-Gesetzgebung ins KZ" gekommen sind.


Dass nach 11 Jahren, in denen mehrere schwule (mehr oder minder engagierte und aufklärerische) Publikationen am Kiosk käuflich sind und DON in den vergangenen 5 Jahren vielfältige Leseraufklärung betrieben hat, nun so ein Artikel erscheint - "Wir wollen versuchen begründete wissenschaftliche Antworten zu geben" - ist einigermassen verblüffend.


Schwule und Leder
" ... Überall auf dem Erdball gibt es Bars und Clubs, in denen dem leder, seiner Symbolik, seinen fetischistischen Begleiterscheinungen gehuldigt wird. In den teil dunkel-düsteren, teils grellbeleuchteten Bars ... dominiert das Juchten-Odeur, reizen schweisstreibende Spiele die Sinne der Beteiligten zum Zerspringen. Diese starken Männer sind in schwarzes Leder eingeklemmt von Kopf bis Fuss. Sie lieben ihre enganliegende Lederkluft ... "


* Wir zwei: Bilanz einer Beziehung
* Dreiklang: Formen der Beziehung
* Zurück nach Olympia: Kann der Sport zur Renaissance der Homoerotik beitragen?

Was ich glaubte, überwunden und abgehakt zu haben - nämlich Bubi-Bilder auf dem DON-Titel - wird ab Januar 1980 unter Gerd Talis wiederbelebt.

DON 5/1980 erscheint im Mai 1980. Die Redaktion unter der Leitung von Gerd Talis (siehe auch gay journal) befindet sich in Heidelberg.


Ein ebenso exzellenter wie spannender Report über das schwule Coming out in Italien, Gewalt gegen italienische Homosexuelle, die erste Schwulen-Demo in Rom, die verkrustete Einstellung der italienischen Gesellschaft (selbst der kommunistischen Partei!) - Dank der allmächtigen katholischen Herrschaft über das ganze Land, die homofeindliche Gesetzgebung, die erste Schwulengruppe -  FUORI - in Turin ...


Vier ungeklärte Morde an Homosexuellen in München, die jeweils um die Sylvester-Zeit verübt wurden: Josef Brunner 1978, Georg Less und Gunnar Kirchmair 1979, Rudolf Wedenik 1980. DON fragt, wer zur Aufklärung dieser Fälle in irgendeiner Weise beitragen könne?


Bubis, siehe meine Bemerkung zur Titelseite.


Links unten eine Anzeige für den Sommer-Katalog des Top-Versand mit (links) dem bundesweit bekannten Callboy "Schwanzstar Dieter, Karlsruhe" (links) als Unterhosen-Model.

"Aus dem Leben eines Homos" ist eine ganz ausserordentliche Würdigung für den schwulen österreichischen Schriftsteller, Journalisten und Übersetzer Erich Lifka (auch als Theo Blankensee, Dr. Eberhard Klostermann, Georg Rotheisen, Hans Hagen, Karheinz Santner) (1924 - 2007) anlässlich des Erscheinens von >Freundesliebe - Aus dem Leben eines Homophilen< (inkl. Besprechung), erschienen 1980 im Foerster-Verlag (siehe Kurt-Joachim Foerster).

Erich Lifka, der als literarischer Autor vor allem mit Gedichten und Erzählungen hervorgetreten ist, war einer der aktivsten schwulen Autoren nach dem Zweiten Weltkrieg. Zahlreiche Beiträge von ihm erschienen auch in DON und ADAM.


Lifkas Wikipedia-Eintrag (Link oben) ist informativ. Die Abbildung ist Teil eines mehrseitigen Beitrags "Mein Name ist Erich Lifka. In Moskau kennt man mich." in "Invertito - Jahrbuch für die Geschichte der Homosexualitäten, 15, jg. 2013" vom Männerschwarm Verlag.

Weitere Quellen: Erich Lifka, Der Kreis
und Fundstücke bei schwulengeschichte.ch