Dienstag, 18. Februar 2014

DON - The German Gay Magazine 1983 (Heft 5)


DON 5/1983 erscheint im Mai 1983. Die Redaktionsleitung hat offiziell noch Gerd Talis (Heidelberg).

Die Bildauswahl, der Umbruch und grosse Teile des Inhalts werden bereits von jenem "Autorenteam" gestaltet, das offiziell erst im Impressum des Juli-Heftes erscheint.

Siehe auch Blog-Eintrag DON 2/1983: In 3 Jahren Talis-Redaktion verlor DON 40% seiner Verkaufsauflage. Henry Ferling zieht Konsequenzen.


"Mir flattern zunehmend Briefe auf den Schreibtisch ... von Vierzehn-, Fünfzehnjährigen. Einer von ihnen ist Dirk, der mir mitteilt, ich sei ... 'die letzte Hoffnung' für ihn. Der Hilferuf eines Jugendlichen, der die Partnerbeziehung zu einem Erwachsenen braucht und sucht, der aber gleichzeitig Angst hat ... den Partner in juristische Schwierigkeiten zu bringen ... 'Hier am Bahnhof gibt es einen Homo-Strich', schreibt er, 'doch der interessiert mich nicht' ... Aus den ... Briefen geht klar hervor, dass die Behauptung, immer und stets seines es die Erwachsenen, welche die Initiative ergriffen und 'sich an die Jugendlichen heranmachen', dummes Geschwätz ist ... wir werden ohne eine umfassende Reform des gesamten Sexualstrafrechts gar nicht mehr auskommen ... "

Mai 1983: An prominenter Stelle - Seite 5 - klärt DON seine Leser kurz, knapp und allgemein verständlich vom aktuellen Wissensstand über AIDS auf.



DONs Leserbrief-Kuriositäten:
In fast allen DON-Jahren spielten sich auf den Leserbriefseiten gerne auch interne Auseinandersetzungen zwischen Verlag und Redaktion ab. Wer immer Zugriff auf die Leserbriefe selbst, und/oder auf die Satzmanuskripte der Leserbriefseiten hatte, versuchte seine persönliche Meinung (mit der er abgeblitzt war oder die er offiziell nicht äussern wollte) in einem Leserbrief von 'XY aus Z' auf den vordersten Seiten allen am Objekt Beteiligten unter die Nase zu reiben. Manchmal gab sich so ein Pseudo-Leserbriefschreiber nicht einmal die Mühe, seinen Schreibstil zu variieren, anhand dessen er leicht identifizierbar war.

Ich (Blog-Autor) habe das manchmal gemacht, Verleger Henry Ferling (zugleich Druckereibeseitzer) - der immer als Letzter Zugriff auf den Heftinhalt hatte - machte das ganz gerne, und hier haben wir einen ganz typischen Fall:

Aufgrund der horrenden Auflageneinbussen hatte Henry Ferling dem Heidelberger Gerd Talis die DON-Redaktion (zum Redaktionsschluss des Juni-Heftes 1983) gekündigt. Siehe oben, Zeilen unter der Mai-Titelseite.

Verliert DON sein Gesicht?
     "Lieber Herr Talis, da ich langjähriger Leser Ihres Heftes bin, möchte ich Ihnen heute einmal meine Meinung über DON schreiben.
     In den letzten Monaten ist mir oft aufgefallen, dass der DON dem Magazin ADAM (ich bin auch ADAM-Leser) immer ähnlicher wird. Die Art der Überschriften und die Aufmachung der Fotos [was immer das bedeutet?] sind fast genau wie bei ADAM geworden! Ich meine, dass jedes Magazin doch seinen eigenen Stil haben sollte! [Allerdings machte ich - neben ADAM - erst seit der März-Ausgabe auch wieder den Umbruch für DON.]
     Der Bartmann vom Titelbild, der auch im Inneren des Aprilheftes öfter auftaucht, hat mir nun gar nicht gut gefallen. [Ab der März-Ausgabe besorgte ich auch wieder die Bildauswahl für DON.]
     Die Boy-Zeichnungen in DON 4/83 sind zwar recht gut gelungen, ich muss aber bemerken, dass ähnliche Zeichnungen bereits in der ADAM-Ausgabe 42 .... erschienen sind. Theoretisch hätte ich also nur ein einziges Heft zu kaufen brauchen. [Tatsächlich hatte uns 'Dietmar' regelmässig Serien gezeichnet, die allerdings thematisch völlig unterschiedlich waren.]
     Zum Schluss möchte ich feststellen, dass DON auch weiterhin ein ernstzunehmendes Magazin [hier erinnert der Schreiber an seinen eigenen, seriösen Journalismus, im Gegensatz zu dem nicht ernstzunehmenden ADAM] bleiben sollte (es gibt genügend andere mit pornographischen Ansätzen). [mit diesem 'Seitenhieb' meint der Schreiber ADAM, ein Magazin, das er amüsanterweise selber konsumiert.] Ein Magazin mit seiner eigenen Art und nicht Kopie oder Abklatsch eines anderen Heftes. Mit besten Grüssen P. T. in M."


Schwuler Multimillionär: "... Der ehemalige Polizeischüler Peter Kraus (19) hat ... den 43-jährigen Multimillionär Paul Schuchter ermordet. Er tat es 'aus Ekel' (wie er zu Protokoll gab), was ihn aber nicht hinderte, dem Mann die ganze Wohnungseinrichtung zu zertrümmern und alles mitzunehmen, was an Geld- und Wertsachen abzutransportieren war. Das Mordopfer ... nannte sich 'Konsul'  und führte an seinem Jaguar unberechtigt ein Diplomatenkennzeichen ... "

Lesben-Heirat: "Zwei Frauen sind Mitte März in den Niederlanden von einem Priester nach dem Eheritus der römisch-katholischen Kirche getraut worden. Die 25-jährige ... Ria Bultena und ihre 19-jährige Freundin Harmanna Kalsbek ... gaben sich vor dem katholischen Priester ... das Jawort ... "

Soziallästige Personen: " ... In Bayerns Metropole ist das zweite Geschoss unter dem 'Stachus' solch ein bevorzugter Platz. Dort geben sich Stadtstreicher, Alkoholiker und andere Drogenabhängige ein Stelldichein, und - weil eine ausgedehnte Toilettenanlage vorhanden ist - auch bestimmte Homosexuelle. Um die Sache 'ordnungspolitisch in den Griff zu bekommen', stellte die Münchner CSU-Stadtratsfraktion einen entsprechenden Antrag, in dem sie die genannten Kreise zunächst pauschal als 'soziallästige Personen' bezeichnete. Gegen diese veröffentlichte Schwulen-Diffamierung erhoben der Journalist Ralf Succo und VSG-Chef Guido Vael Strafanzeige wegen Beleidigung. Münchens Oberstaatsanwalt ... hat der Strafanzeige ... nicht stattgegegen ... Gegen diesen Ablehungsbescheid haben die beiden Antragsteller ... Beschwerde eingelegt."


"Die FDP auf der Suche nach Wählerstimmen kann sich einer Minderheit sicher sein: der Päderasten ... "

Zu Zeiten des Franz-Josef Strauß gehörten die Sudel-Kampagnen der CSU gegen andere Parteien, Politiker und u.a. gegen Schwule zum ganz normalen CSU-Alltag. Aber auch heute noch schmeisst die CSU hin und wieder mit Dreck - siehe: Alexander Dobrindt (CSU) versucht - unmittelbar vor der Bundestagswahl 2013 - Jürgen Trittin und Volker Beck als "Kinderfreunde" zu enttarnen.

Rechte Seite, 17, Autor Michael Albert (= Jens M. A. Reimer)

"Der BAYERNKURIER ist das Sprachrohr der CSU. Besser gesagt, des Herrn Franz-Josef Strauß. Sitz der Redaktion ist die CSU-Zentrale ... Der Artikel 'Werben um Kinderverderber' erschien einen Tag vor der Wahl ... dass Pastor Gerhard Naujokat, einer der entsetzlichsten Homosexuellen-Hetzer, als Experte für dieses Thema aufgeboten wird, ist auch kein Wunder ... [Artikel-Autor Wolfgang Johannes Müller] sagt, dass '20.000 bis 25.000 Fälle homosexuellen Missbrauchs an Kindern alljährlich vor den Gerichten der Bundesrepublik verhandelt werden' ... Man braucht nur das Statistische Jahrbuch der Bundesrepublik Deutschland aufzuschlagen. Für das Jahr 1979 nennt es beim § 175 eintausendfünfhundertdreizehn 'bekanntgewordene Straftaten'. Tatsächlich verurteilt wurden 1979 nur 148 Personen ... Aus den amtlichen Zahlen 'bekanntgewordener Fälle' produziert CSU-Müller eine 1.500-prozentige Steigerung ... Im Licht der Fakten wird deutlich, was 'christliche' Politiker unter Moral, Ethik und Pressefreiheit verstehen. Da wird mit Lug und Trug diffamiert, da werden Homosexuelle in einen Topf mit päderastischen Straftätern gerührt ..."


Zeichnungen von Dietmar (siehe 'Leserbrief' oben: Verliert DON sein Gesicht?)


"Männerhygiene ist bei zunehmender sexueller Emanzipation nötiger denn je. Eines der wichtigsten Handbücher für die Hygiene, welche gleichgeschlechtliche Sexualpraltiken erfordern, ist das 'Sumpf Fieber' (Verlag rosa Winkel). Darin werden aber beispielsweise Analerkrankungen nur sehr pauschal abgehandelt ... Um hier zu helfen und weiter aufzuklären, hat ein DON-Leser, der Naturheilkunde selber praktiziert, einen ausführlichen Beitrag verfasst ... "


Unzucht mit Kindern: "Von diesem Aspekt bürgerlicher Zwangsmoral handelt die profunde Abhandlung des Dozenten für Sozialpädagogik Karl-Heinz I. Kerscher ... >Emanzipatorische Sexualpädagogik und Strafrecht< (Luchterhand...). Das Taschenbuch  ... enthält ... geradezu sensatiobelle Ansichten über Kinder- und Jugendsexualität... "

Entstellte Engel: " ... eröffnet Joachim S. Hohmann (der Link führt zu DON 3/1977) mit seiner Sammlung 'Entstellte Engel' jetzt ... zeitgenössischen Autoren den Weg in den regulären Buchhandel ... wie Klaus Mann, Alexander Ziegler, Erich Lifka, und Guido Bachmann. Den auf 350 Seiten zusammengetragenen Erzählungen, Romanauszügen und Gedichten ist eines gemeinsam: der in ihnen zum Ausdruck kommende Wunsch zu lieben und geliebt zu werden ... "

Lust und Depression: " ... zwei Taschenbücher, die im Kösel-Verlag, München, erschienen sind und die ganze Spannweite der Gefühle aufzeigen, mit denen sich eine Vielzahl Homosexueller fast täglich herumzuschlagen hat ... Alexander Lowen, ein Schüler vom Wilhelm Reich, hat die beiden je etwa 300 Seiten starken Bücher verfasst ... "