Freitag, 4. April 2014

DON - The German Gay Magazine 1983 (Heft 10).


DON 10/1983 erscheint im Oktober 1983. Der Verlag Henry Ferling in Darmstadt ist wieder die für alles zuständige Anschrift. Den Inhalt gestaltet ein "Autorenteam".

Jetzt erst, sieben Monate nachdem Gerd Talis die DON-Redaktion abgeben musste, stehen die tatsächlichen Mitarbeiter des (neuen) "Autorenteams" im Impressum: Robert Adler (= Roland Armin Adler), Michael Albert (= Jens M.A. Reimer), Achim Ehlert (= Ejo Eckerle*) und Werner Wanke.

* Ejo Eckerle: freier Autor, Reportagen für Presse und TV, Buchautor, gründete mit Dirk Ludigs das Schwulenmagazin FRONT (2007 bis 8.1.2009)

Das Titelfoto dieser Ausgabe (Gay Pride Parade 1983, San Francisco) stammt von meinem Freund Robert Pruzan, 1950-1992, US-amerikanischer schwuler Fotograf und Fotojournalist, San Francisco. Trotz umfangreichen Angaben zu Bildautor und Erwerb der Bildrechte durch DON verweigern die freiwilligen Wikipedia-Prüfer die Abbildung der Titelseite in Wikipedias DON-Eintrag, während das mehrfach kontaktierte Archiv der Gay and Lesbian Historical Society of Northern California, in dem Roberts gesamter Nachlass aufbewahrt wird, (typisch US-amerikanisch) nicht zu reagieren pflegt.



"Das erste prominente AIDS-Opfer heisst Klaus Nomi. Ein akustisch ebenso wie optisch bizarrer Sänger, der gerade zum internationalen Durchbruch angesetzt hatte. Der gelernte Konditor absolvierte in Berlin ein paar Semester Musikhochschule und eine Gesangsausbildung ... Der 36jährige ... starb Anfang August in New York. Er ist einer von bisher über 600 amerikanischen Opfern der entsetzlichen Seuche Aids.... "


Foto links Jens M. A. Reimer


Provokante Beiträge in den letzten beiden DON-Ausgaben haben Betroffene und Sich-betroffen-Fühlende so provoziert, dass Verlag und Redaktion eine Woge empörter und gekränkter Lesebriefe erreichte. Auch hagelte es Gegendarstellungen (dazu weiter unten mehr).

Ironisch, aber irgendwie doch ziemlich sauer:
"Als aufgeweckt gute Schwule danken wir Dir recht herzlich für Dein mutiges Engagement für unsere Sache. Weg mit den 'schwanzgeilen Triebbrüdern', Peter Schult in die Hände der Polizei ... die Sub' raus aus der Schwulenbewegung. Wir warten gespannt auf das nächste Heft! Beste Grüsse von den drei schwanzgeilen Triebbrüdern und vom Prinz-Eisenherz-Buchladen in Berlin. Peter, Horst und Stefan"

"Ich bin betroffen, bestürzt und traurig! Wie kann eine Schwulenzeitschrift ... diesen Anti-Schwulen-Ausbruch veröffentlichen? ... Der Autor diffamiert die Schwulen, die auf Klappen gehen, als 'geile Böcke', die 'ihr Unwesen' treiben. Es ist völlig falsch von einer 'verschwindend kleinen Minderheit' der Klappenschwulen zu reden. Ich weiss das aus eigener und anderer Erfahrung ... Mir scheint dieses Machwerk nur verständlich als interne Streiterei um Marktanteile der Schwulenzeitungen ... Es ist traurig, wenn DON-Autoren meinen, im Gauweiler CSU-Stil sich selbst beurteilen zu müssen ... " Dr. Gustl Agstmann, München


Die ca. 120 Vorwort-Zeilen in DON 9/1983 über die 'schwule und seriöse' Homo-Zeitschrift TORSO beantwortet TORSO-Herausgeber Michael Föster mit einer ca. 140 zeiligen Gegendarstellung. Immerhin "... ist er seit nahezu 20 Jahren als Redakteur tätig. Journalismus ist sein Beruf ..."

Wie schon früher erwähnt, erschienen von der Schwulenzeitschrift TORSO sage und schreibe 16 Ausgaben, und in Google/Wikipedia hat Redakteur und Journalist Michael Föster nullkommanull Spuren hinterlassen; ausgenommen in Brunoleaks (Alles was Sie über den berühmten schwulen Verleger [Bruno Gmünder] noch nicht wussten, aber schon lange mal wissen wollten).




"Nur tröpfchenweise drangen bisher Berichte aus der DDR zu uns und in die schwulen Publikationen. Meist waren es Berichte aus der Szene (bevorzugt Kontakt-Tipps). Selten wurde über die Situation der Homosexuellen, manchmal über das Verhältnis von Staat und Gesellschaft zu Schwulen berichtet (in der Regel gesehen durch die einseitige West-Brille). In jüngster Zeit mehren sich die Zeichen vorsichtig tastender Emanzipationsversuche, ohne dass der Staat bisher darauf Einfluss genommen hat ... Unser Mitarbeiter ist ... durch die DDR gereist, war auf Kirchentagen und hat mit engagierten Homosexuellen gespräche geführt. Sein Bericht erscheint in zwei Teilen ... "


"In der Öffentlichkeit hört man viel von den GRÜNEN. Über interne Auseinandersetzungen, über ungewöhnliche Aktionen, über Programme, Engagement und Querelen. Kaum etwas hört und liest man über ein Engagement der GRÜNEN für homosexuelle Bürger. Ein Punkt, der ... im Wahl- bzw. Bundesprogramm steht. Darüber hat DON mit Gerd Wolter gesprochen, ein Grüner und Mitbegründer des 'Landesarbeitskreis Homosexuelle und Transsexuelle in Bayern' ... "


"Zur Rechtfertigung ihrer antischwulen Haltung ... zum Beweis für Sünde und Abartigkeit ... zur Verteidigung christlicher Schwulenverfolgung durch die Jahrhunderte ... zur Rechtfertigung des Berufsverbots für Schwule in den Kirchen ... zur Verteidigung des § 175 ... berufen sich Katholiken und Protestanten in ungewohnt trauter Einigkeit auf die Bibel. Genauer gesagt auf das 'Alte Testament'. Und hier auf das 'Gesetz', die sog. fünf Bücher Mose. Was dort in zwei Sätzen ... steht, gilt nach wie vor als Maßstab, Richtschnur und Rechtfertigung. Oder besser gesagt, als die Wurzel allen Übels der Verdammung, Diskriminierung und Verfolgung homosexuell orientierter Menschen ... "


Textauszüge aus "Handbuch der gesamten Sexualwissenschaft in Einzeldarstellungen", Band III, Die Homosexualität des Mannes und des Weibes von Sanitätsrat Dr. med Magnus Hirschfeld, 2. Auflage, Louis Marcus Verlagsbuchhandlung, Berlin, 1920.

Farbfoto  Jens M. A. Reimer


Kochen von hinten. Schwule Rezepte. Mit liebevoll von mir arrangierten Foodfotos.

Pimmelloni
Abgeschnetzle's Gemächt. / Wird's Dir dabei schlecht, / so tu' doch was trinken - / nicht zuviel, sonst Du stinken! / Gemächt vorher walken, / dann wird's zu 'nem Balken. / Das Häutchen verkürzen, / mit Pfeffer gut würzen, / im Backofen garen, / mit Fett nur nicht sparen. / Nach anderthalb Stunden / wird's köstlich Dir munden. / Dazu einen Wein, / ein staubiger soll's sein. / Danach noch Likör, / sonst kotzt sich's so schwer.


Dr. Gustl Agstmann, 1947 - 1.1.1998, starb an den Folgen von Aids, Schriftsteller und Sachbuchautor.

" ... Weiss Gott, eine bewegte Biographie ... Angstmann kam 1947 in München zur Welt. Aufgewachsen ist er im traditionellen Arbeiterstadtteil Haidhausen. Er wurde Facharbeiter, 1971 holte er an einem Abendgymnasium sein Abitur nach. Anschliessend studierte Angstmann Pädagogik, Psychologie und Soziologie an der Universität München. >Ein ganz normaler Mann< lautet der Titel seines ersten Buches ... Er schreibt an gegen die unbarmherzige Normierung einer unbarmherzigen Subkultur, die ihn zur Vergewaltigung seiner eigenen Gefühlswelt zwingt ... weit stärker in der Wolle gefärbt ist Angstmanns erst kürzlich erschienenes zweites Buch >Der Stotterer< ... Gustl Angstmann, der ehemalige Klosternovize, das Anstaltskind, kommt im Stotterer zu Wort ... "