Mittwoch, 30. Oktober 2013

DON - The German Gay Magazine 1981 (Hefte 3 bis 5)


DON 3/1981 erscheint im März 1981. Die Redaktion (inkl. der 'künstlerischen Bildauswahl') unter der Leitung von Gerd Talis (siehe auch gay journal) befindet sich in Heidelberg.


Den ganzen Textriemen, der da unter "DON Kurzreisen nach London" steht, nennt man Schleichwerbung (§ 4, 3 UWG; als redaktioneller Inhalt gestaltete Werbeanzeige), eine Spezialität des Günter Goebel, der nun wieder in DON 'mitmischt', siehe folgend 'Tommys Brief-Box:


Für einen Profi schnell durchschaubar: Alle diese angeblichen "Leserbriefe/fragen" sind frei erfunden und die Antworten aus sexualkundlichen Artikeln oder Abhandlungen abgeschrieben (zuständig ist das "DON Postfach, 6 Frankfurt 700229, des Günter Goebel). Sämtliche Fragen betreffen banale oder sonderbare sexuelle Themen: Haben Südländer grössere Potenz ... was ist ein Säurespritzer ... gibt es ein Buch der Liebeskunst für Homosexuelle ... 


Autor dieser Geschichte: H.-A. Hütt


DON 4/1981 erscheint im April 1981. Die Redaktion (inkl. der 'künstlerischen Bildauswahl') unter der Leitung von Gerd Talis (siehe auch gay journal) befindet sich in Heidelberg.

Das farbverfälschte Foto ist nicht durch eine schlechte Kopie entstanden, sondern entspricht dem Original-Druck.


Einer von zahlreichen brillanten Essays, die Gerd Talis anstelle von Vorworten in DON veröffentlichte. Ausgehend vom 'Internationalen Jahr der Behinderten', das gleichzeitig auch 'Preußen-Jahr' ist, entwickelt er über verschiedene Perspektiven (behinderte Schwule, homosexueller Jugend- und 'Schönheits'wahn, preußische Kriminalisierung gleichgeschlechtlicher Liebe, Schnüffelmanie der Justiz...) einen interessanten Gedankengang hin zur 'widernatürlichen Unzucht der Gleichgeschlechtlichen', dem 'Kampf gegen die Perversion' und der Forderung den § 175 endlich aus dem Strafgesetzbuch zu streichen.


Für die Bildredaktion zeichnen im Impressum nach wie vor "Guy Gilbert (= Günter Goebel) und Hans John (= Johann Möstl), beide Frankfurt/Main" verantwortlich. Bei den drei Aufnahmen handelt es sich um laienhaft  kopierte (abgekupferte) COLT-Fotos.


Das erotisch "aufregende" Großposter für's Homo-Zimmer ... (mit Schrankwand)

Diese DON-Ausgabe wurde mit sieben (!), teilweise ellenlangen Homo-Geschichten (u.a. von Walter Hilbrecht, Karl-Heinz Barwasser, Erich Lifka (Link zu DON 5/1980) und K.R. Adam) aufgefüllt.


Grandiose, ausgewogen-begeisterte Filmkritik von jemandem, der sich Tassilo nennt (Gerd Talis?)

 Taxi zum Klo (1980), Hauptdarsteller, Autor und Regisseur Frank Ripploh (1949-2002)
"... Homosexuelle sind: Sexbesessene, Tunten, Exhibitionisten, Genitalfixierte, HWG-ler, Kinderverführer, Bindungsunfähige, Sadomasochisten, Abortstammgäste usw. Und wie erscheinen sie in diesem Film? Sie erscheinen als: sexbesessen, tuntig, exhibitionistisch, genitalfixiert, promisk, kinderverführerisch, bindungsunfähig, brutal, pornointeressiert, abortstammgästig usw. ... "


DON 5/1981 erscheint im Mai 1981. Die Redaktion (inkl. der 'künstlerischen Bildauswahl') unter der Leitung von Gerd Talis (siehe auch gay journal) befindet sich in Heidelberg. 

Das Titelseitenfoto zeichnet sich durch totale Unschärfe aus.


"Warum verstecken wir uns? sagte mir neulich ein Bekannter, mit dem ich über die trüben Aussichten der Homo-Emanzipation 1981 sprach ... es gehört gar nicht so viel Mut dazu, sich zu seiner Vorliebe für Gleichgeschlechtliches zu bekennen; mehr Menschen, als Sie meinen und vermuten, haben homosexuelle Bedürfnisse, und das ist normal und gut so ... Beginnen Sie selbst mit dem Durchbruch! ... Sie werden sehen, dass Ihre Befürchtungen sich nicht erfüllen. Erleben Sie Ihr Coming out  - und Ihr Alltag wird leichter ..."

Drei Aspekte sind interessant. Gerd Talis, ein offen schwul lebender schwuler Journalist und Medienmacher, vermeidet auch 1981 das Wort schwul ... er benutzt häufig die Bezeichnung Gleichgeschlechtliche und er spricht den DON-Leser nach wie vor mit Sie an, wie er es in einer Schwulengruppe oder Schwulenbar nie täte.


Wenzel Böhmak (= Pseudonym) beschäftigte sich über viele Jahre in DON mit (schwul)-historischen Themen, zumeist in lockerer Erzählweise, hier - SS, Nazis, Arbeitslager, schwule Beziehung Pole/deutscher Capo, Heinrich Himmler - sogar in Form einer Geschichte.

Anmerkung: Lesenswert ist das Buch "Die Brüder Himmler, eine deutsche Familiengeschichte", geschrieben von Heinrichs Enkelin Katrin Himmler, 2007 erschienen im Fischer Taschenbuch Verlag.


Die ursprünglich 6 bis 8 Seiten DON'S NEWS sind auf 2 bis 3 Seiten zusammengeschrumpft: Befruchtung durch Transsexuellen ... Tote Frau war ein Mann ... US-amerikanische 'Nationalsozialistische Liga' ... Misshandlung und Missbrauch von Jugendlichen im indischen Knast ... Homos in Israel haben es schwerer (als in der Bundesrepublik) ... Chicagoer Polizeichef fordert 'Einfühlungsvermögen in Gay-Fragen' ... Englischer Vikar erklärt Blackburn zum 'zweiten Sodom und Gomorrha' (wg. eines Gay-Abends in einem Nachtclub) ... Die sexuelle Revolution hat keine bessere Aufklärung gebracht ... 


Sowohl die linke COQ-Anzeige, als auch die ganzseitige Macho-Toys-Anzeige bieten (ungeniert) Pornographie * an, was selbst bis heute (2013) gesetzlich verboten ist und nach wie vor strafrechtlich verfolgt wird (§184, Verbreitung pornographischer Schriften). Seinerzeit wurden auch Verlage, die solche Werbung veröffentlichten, strafrechtlich verfolgt.

* COQ International und Showboy. COLT Men, Olympus, Spurs sowie 2 COLT-Filme (Gunnar und Lars zeigen, was Lust und Homosex ist. Laden Sie sich ein zu dieser einmaligen Orgie ... COLT-Modelle bei heisser Homo-Action)