DON 6/1982 erscheint im Juni 1982. Die Redaktion unter der Leitung von Gerd Talis (siehe auch gay journal) befindet sich in Heidelberg.
"Zu den umstrittensten Romanen des zwanzigsten Jahrhunderts zählt sicherlich >Querelle de Brest< von dem französischen Schriftsteller und Dramatiker Jean Genet. Die einen preisen ihn als literarisches Meisterwerk, andere verdammen ihn als unmoralisch und gewaltverherrlichend ... die ungeschminkte Schilderung von Sexualität, Gewalt und Leidenschaft, ihre wilde Hemmungslosigkeit, liess eine Realisierung als Filmwerk bisher unmöglich scheinen ... "
Querelle war Rainer Werner Fassbinders einundvierzigster und letzter Film. Er starb am 10. Juni 1982 (1945-1982) in München während der Arbeit an der Querelle-Endfertigung im Alter von 37 Jahren.
Von wegen (immer) homofreundliche FDP: Ende September 1981 hat der FDP-Landesfachausschuss für Innen- und Rechtspolitik mehrheitlich eine Abschaffung des § 175 StGB abgelehnt. "Die Ausschussmehrheit wird dabei wesentlich bestimmt durch jugendpsychiatrische belegte Gründe des Jugendschutzes der unter 18jährigen, häufig noch nicht endgültig homosexuell orientierten Deliktsopfer". Der Ausschuss-Beschluss steht im Widerspruch zum Parteiprogramm der Liberalen.
Typisch römisch-katholisch: Aufgrund "sittlicher Bedenken" des Straßburger Bischofs Leon Arthur Elchinger gegen die Vorbereitungstagung für den IGA-Weltkongress (International Gay Association of Women And Men, später ilga) wurde den 150 Teilnehmern aus 16 Ländern die Unterbringung im Heim für christliche junge Arbeiter und in einem Feriendorf untersagt. Der fromme Hirte hatte die Teilnehmer als 'Kranke' bezeichnet.
Schockierende Eindrücke von Touristen über japanische Verhaltensweisen: " ... Nasenschleimhochziehen, Spucken und Urinieren in der Öffentlichkeit, Rülpsen und Husten, Suppeschlürfen und - wo immer es geht - das ungenierte betrachten der "geheimsten Teile" des anderen. S/M-Freunde, im Zeitungsbericht als Homosexuelle generalisiert, fänden grossen Gefallen an der Unterwürfigkeit ihrer Sexpartner."
Franz-Josef-Strauss-Partei diffamiert die 'Grünen' als >schwule Haschpartei<: "... Tatsächlich setzen sich die 'Grünen' für eine Legalisierung von Haschisch und für eine gesellschaftliche Gleichstellung der Homosexuellen ein. Damit bieten sie - unbeabsichtigt - nicht nur allen Schwulen-Feinden Gelegenheit, Homosexualität in die Nähe von Rauschgift zu zerren und auch auf diese Weise zu diffamieren, für die CSU-ler sind sie deswegen auch nur noch >eine Sekte, die den Anspruch darauf verwirkt hat, sich um den Sitz und Stimme in der bayerischen Volksvertretung zu bewerben< ... "
Datensammelwut schon vor Orwells 1984: " ... setzt die Polizei ihr Bemühen fort, 'präventiv', das heisst vorbeugend, über Angehörige von Minderheiten, die jemals 'kriminalpolitisch auffallen könnten', Daten zu sammeln und zu speichern. Der zu Ostern erschienene SPIEGEL weiss ganz konkret über neueste Fälle ... "
Die Homosexuelle Selbsthilfe e.V. (HS, 1980 in Berlin gegründet) traf sich zum Jahresende 1981 im Freien Tagungshaus 'Waldschlösschen'.
Zum Jahresende 1981 traf sich die SCHWIPS (Schwule Initiative gegen den Paragraphen-Sumpf) im unterfränkischen Schloss Trautskirchen. " ... Dabei wurde an dem Rechtsratgeber für Schwule in allen Lebensstellungen und -lagen >RECHT schwul< weitergearbeitet. Das Buch, das im Jahr 1982 im Verlag rosa Winkel erscheinen wird ... "
Die DON-Ausgaben des Jahres 1982 sind randvoll mit banalen Homo-Geschichten (wie diese von Walter Hilbrecht) und nicht weniger banalen Buben-Aktfotos. Die abgebildeten 2 Seiten >News<, der Fassbinder-Film und die (historische) Lifka-Erzählung bilden die einzigen 'anspruchsvollen' Ausnahmen der Juni-Nummer.
Eine Erzählung von Erich Lifka (Link zu DON 5/1980) aus der Zeit vor tausend Jahren, als die Wikinger unter Rollo in die Normandie einfielen. " ... Unvorstellbare Grausamkeiten kennzeichnen den blutigen Weg dieser nordischen Eroberer, bei denen die Männerliebe zu mörderischen Exzessen entartete ... "